Fall Paul: Bei der Entführung des Jungen spielten Internetspiele eine Rolle. Müssen solche Spiele verboten werden? Oder können wir die Kinder schützen?

Auch wenn die Tat noch nicht vollständig aufgeklärt ist: Der Entführer  des 12-jährigen Paul kommunizierte auch über Internet-Spiele. Dass auf Minecraft, Clash of Clans oder anderen Games auch gechattet wird, geht gerne vergessen. Gemäss Kriminalpolizeichef Bartenschlager ((Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/Paul-lernte-den-Mann-ueber-Internetspiel-kennen/story/25611039)) zeige der Fall exemplarisch die Gefahr des Internets. Auch bei harmlosen Kinderspielen seien nicht nur harmlose Spieler unterwegs. Damit nimmt er ein Thema auf, welches bei der Live-Demonstration von zischtigs-Elternabenden immer wieder gezeigt wird: Für Kinder sind andere Spieler oft per se „ok“, weil diese ja das selbe Spiel spielen. Wie der Fall Paul zeigt, kann das äusserst verhängnisvolle Folgen haben.

 

Spiele verbieten?

Tatsächlich muss in vielen Familien das Spiel- und Chatverhalten der Kinder besser begleitet werden. Insbesondere der Trend, wonach schon Schüler der Unterstufe mit Laptop oder Smartphone ausgestattet werden, führt zu einem massiven Sicherheitsrisiko. Aus diesem Grund empfehlen wir seit längerem, dass Medienbildung und Prävention, insbesondere der Kinder- und Jugendmedienschutz bereits im Kindergarten starten sollte. Mindestens ab der ersten Klasse sollten Kinder über die Risiken informiert werden.

Die nächsten Tage werden viele Eltern ihren Kindern das Spielen solcher Casual-Games oder Online-Games verbieten. Leider führt dies oft zu einem neuen Sicherheitsrisiko: Viele Kinder spielen einfach heimlich. Passiert etwas, können sie sich bei den Eltern dann keine Hilfe holen. Ausserdem könnte das Gespräch über die Mediennutzung nachhaltig gestört werden.

 

Weitere Fälle müssen vermieden werden

Auch wenn Kinder Tablet und Smartphone schnell mal bedienen können, sie bleiben Kinder und brauchen den fürsorglichen Schutz durch Eltern und Bezugspersonen. Das ist eine schwierige und anstrengende Gratwanderung:

  • Auch wenn sich die Kinder eigene Geräte und den Zugang zu Games wünschen: Entgegen anderslautenden Expertentipps empfehlen wir mit dem Ausrüsten zu warten. Vor dem 4. Schuljahr braucht ein Kind kein eigenes Smartphone. Die elterliche Weigerung, die Kinder einfach auszurüsten, bringt logischerweise auch Stress. Halten Sie’s aus.
  • Auf der Anderen Seite macht es auch keinen Sinn, zu lange zuzuwarten. Dies führt in der Regel dazu, dass Kinder mehr in die Heimlichkeit abtauchen. Das ist ein Sicherheitsrisiko.
  • Kinder müssen über die Risiken des Internets informiert werden. So, wie wir vor den Gefahren des Strassenverkehrs informieren. Das verlangt von Eltern eigene Recherche, sachliche Information und die Bereitschaft auf unangenehme Kinderfragen einzugehen.
  • Es ist anstrengend, nicht einfach abzuschrecken und mit angstmachenden Aussagen an die Kinder zu gelangen. Eine Aufklärung, die Sicherheit schafft, verlangt Sachlichkeit. Und wenn sich die Kinder bei Schwierigkeiten an die Eltern wenden sollten, so braucht es einen unaufgeregten Umgang.

 

Tipps: Schutz vor Übergriffen

Bezüglich den Internet-Spielen muss den Kindern noch etwas mehr vermittelt werden: „besonderes Misstrauen“. Spielen Sie mit Ihrem Kind immer wieder Folgendes durch: „Wenn jemand das selbe coole Spiel spielt, so gehen wir schnell davon aus, dass dieser Spieler oder diese Spielerin auch cool ist. Wir gehen dann davon aus, dass wir dieser Person vertrauen können. Meist ist das auch richtig so. Nur: Es gibt offline und online Leute, die das missbrauchen. Die  sich damit Geld erschleichen, oder eben die Freundschaft von Kindern gewinnen wollen.“ Wenn diese Grundlage klar ist, sind auch folgende Tipps verständlicher:

  • Vor meiner Volljährigkeit schreibe ich keine persönlichen Angaben in Chats oder Game-Foren.
  • Clans oder Minecraft-Welten teile ich prinzipiell nur mit Mädchen oder Jungen, die ich aus dem Quartier, der Familie oder der Schule kenne.
  • Auch wenn da ein unbekannter Spieler ist, der doch schon über ein Jahr online und immer „nett“ ist, ich lasse mich nicht auf einen direkten Kontakt ein. Auch diese Person muss nichts über meine Schule, meine Hobbys oder meine Familie wissen.