Wie verhalten sich die 3 bis 8-jährigen im Internet? Mit dieser Studie wurden Eltern, ErzieherInnen, Lehrpersonen und Kinder befragt. Der Fokus lag auf den Eltern und ihren Aussagen, weil sie in diesem Zusammenhang die wichtigste Rolle spielen.

 

Lebenswelten der Eltern

Das Wichtigste vorab: Ob und wie Kinder online gehen, hängt stark von der digitalen Lebenswelt der Eltern abhängt, d.h. wie die elterliche Mediennutzung aussieht. Die Erfassung der digitalen Lebenswelt der Eltern stellt deshalb einen wichtigen Bestandteil dieser Studie dar. Im Umgang mit digitalen Medien und Kindererziehung haben sich bei den Eltern unterschiedliche Typen manifestiert:

Digital Souveräne können als die „Internetprofis“ bezeichnet werden. Für sie bieten digitale Medien vor allem Chancen. Sie haben überdurchschnittliche Kenntnisse und Handhabung und schätzen das Internet als immer verfügbare Wissens- und Informationsplattform. Da Mediennutzung zum Alltag gehört, bereiten sie ihre Kinder sehr früh darauf vor. Dazu gehört das Erklären von Funktion und Nutzung des Internets, sowie der Dialog über Regeln und Absprachen. Über mögliche Gefahren sind sie sich bewusst. 

Effizienzorientierte Performer sehen in den Digitale Medien den Garant für den sozialen Anschluss. Als Hauptchancen sehen sie die Erhöhung der Leistung und Effizienz, sowie die Bandbreite an Wissen und Information. Kinder werden früh in die digitale Medienwelt eingeführt. Sie werden aber im Vergleich zu den Digital Souveränen weniger kontrolliert, weil die Eltern annehmen, dass „die Kinder das schon können“.

Unbekümmerte Hedonisten hegen einen lockeren Blick auf Medienerziehung. Ihre relativ sorglose Grundhaltung ermöglicht den Kindern eine intensive Nutzung für Unterhaltungszwecke ohne elterliche Anleitungen. Risiken werden wenig wahrgenommen und es gibt kaum Regeln.

Postmaterielle Skeptiker pflegen einen kritischen Umgang mit digitalen Geräten. Digitale Informations- und Kommunikationswege stellen für sie eine Chance dar. Sie fordern für ihre Kinder aber eine intensive Begleitung, wollen sie auch lange von den Geräten fernhalten.

Verantwortungsbedachte Etablierte finden, der Umgang mit digitalen Geräten soll kontrolliert und sinnvoll ablaufen. In ihren Augen brauchen Kinder sehr viel Anleitung und Kontrolle. Sicherheit im Netz ist ihnen ein wichtiges Anliegen.

Ordnungsfordernde Internet-Laien können aus digitalen Medien keinen generellen Mehrwert ziehen. Sie sehen vor allem Gefahren und Risiken und haben Probleme mit der Sicherheit. Ihre Medienkompetenz stufen sie als gering ein.

Für Internetferne Verunsicherte stellt das Internet eine Bedrohung dar, weshalb Internetverbot für die Kinder keine Seltenheit ist. Sie haben selbst eine geringe Medienkompetenz und sehen keinen Nutzen in digitalen Geräten.

 

Von Eltern auf Kinder übertragen

Das Interesse an digitalen Medien nimmt von den Digital Souveränen hin zu den Internetfernen Verunsicherten ab. Den Kindern werden demzufolge im Bereich digitale Medien ganz unterschiedliche Dinge vermittelt. Je mehr Risiken die Eltern sehen, desto weniger Internet gibt es für die Kinder. Wenig überraschend: Wie viel Medienzeit den Kindern zur Verfügung steht, ist abhängig vom Bildungsgrad der Eltern. Je tiefer der Bildungsgrad, desto mehr Zeit verbringen die Kinder mit solchen Geräten, vor allem für Unterhaltungszwecke. Kinder aus Familien mit höherer Bildung nutzen bei digitalen Medien hingegen eher lehrreiche Inhalte.

 

Bedeutung digitaler Medien

Dass digitale Medien zum Alltag ihrer Kinder gehören oder gehören werden, ist den Eltern allgemein bewusst. Deshalb macht es aus ihrer Sicht keinen Sinn, sich dagegen zu sträuben. Teilnahme an der digitalen Welt ist von klein auf wichtig, weil es Bildungs- und Berufschancen erhöht. Digitale Chancengleichheit gibt es jedoch nur bei gleicher Startvoraussetzung, und die ist bei den Kindern nicht gegeben. Das macht sich dann vor allem im Jugend- und Erwachsenenalter bemerkbar.

 

Fazit der Studie

Die Internetkenntnisse der Kinder sind von der elterlichen Haltung gegenüber digitalen Medien abhängig. Infolge der unterschiedlichen Lebenswelten der Eltern sind Kinder hinsichtlich digitaler Medien nicht auf dem gleichen Stand.

Kinder brauchen Vorbereitung auf die digitale Welt. Es reicht nicht, nur die Benutzeroberfläche bedienen zu können, es müssen auch andere Kompetenzen vermittelt werden, wozu sich aber viele Eltern nicht in der Lage fühlen. Deshalb herrscht in diversen Bereichen zu diesem Thema noch Beratungsbedarf.

 

 

Link zur DIVSI U9-Studie – Kinder in der digitalen Welt