„Wir haben früher auch schon viel geglotzt!“ Wirklich? Ist das Dasselbe? Wirken Youtube und Netflix anders? Die gemeinsame Auseinandersetzung gibt Orientierung.  

Vermutlich sind Sie bereits mit digitalen Medien aufgewachsen. Wenigstens hatte Ihr Vater ein PC. Und ein Handy haben Sie doch auch schon seit der Sekundarschule. Trotzdem haben sich bezüglich der Mediennutzung die Voraussetzungen verändert. Youtube Kids, Netflix und andere Streaming-Dienste haben die Fernseher und die mobilen Geräte erobert. Es wird so viel konsumiert wie noch nie. Und mit der Verbreitung von Tablets und Handys bei Kindern werden auch Social Media-Anwendungen immer früher genutzt. 

Neu?

Natürlich hatten wir Eltern früher vielleicht MSN, Netlog und Myspace. Fernsehen gab es auch schon und Youtube ist inzwischen 15 Jahre alt. Dennoch stellen nun viele fest, dass es eben nicht dasselbe ist. Die Möglichkeit auf dem Tablet Serien à discretion zu schauen, weckt die Begehrlichkeiten der Kinder. Es ist bequemer im Bett zu liegen und zu glotzen als sich draussen mit fremden Kindern auseinanderzusetzen. Warum soll ein Kind im dritten Schuljahr mit der Verwendung von Tik Tok warten, wenn die Viertklässler es schon haben?

Verändert!

Entsprechend haben sich die Herausforderungen doch stark verändert. Während wir Eltern noch vor wenigen Jahren wegen Übergriffen an Sekundarschülern besorgt sein mussten, betrifft es heute immer mehr die Kinder im Primarschulalter. Und mit dem vermehrten Videokonsum stellt sich immer mehr die Frage, was bei den Kindern an körperlicher und sozialer Entwicklung auf der Strecke bleiben könnte. Müssten netflixende Kinder ins therapeutische Turnen? Zu Sozialkursen?

Für junge Eltern

So gesehen sind die jüngeren unter uns Eltern noch mehr herausgefordert. Sie glauben, eigentlich alles schon zu kennen. Doch die Möglichkeiten der digitalen Angebote sowie die jahrelange Nutzung bringen neue Herausforderungen und neue Folgen für die Kinder mit sich. Daher braucht es eine extra Portion Motivation, um sich neu kundig zu machen. Sich mit etwas zu befassen, kann im anspruchsvollen Alltag von Eltern anstrengend sein. 

Gemeinsam geht’s besser

Erfahrungsgemäss ist es vor allem anstrengend, wenn man sich alleine mit etwas befassen soll. Die Auseinandersetzung fällt in Gesellschaft viel einfacher. Mit folgenden Varianten haben andere Eltern schon gute Erfahrungen gemacht: 

  • Nach dem Training oder Yoga spreche ich meine Kolleginnen oder Kollegen auf ihre Erfahrungen an. Wichtig: Ermutigen Sie die Freunde zu einem schonungslos ehrlichen Bericht. Es kann nicht darum gehen, welches die erfolgreichsten Eltern sind. 
  • Im Erwerbsleben treffen wir auch immer wieder auf andere Eltern mit entsprechenden Erfahrungen. Sprechen Sie diese bei einer Mittagspause gezielt an. 
  • Besuchen Sie Veranstaltungen, die sich an Eltern wenden. Dort bieten sich oft Gelegenheiten, um Erfahrungen auszutauschen. Auch am Rande solcher Veranstaltungen lassen sich hilfreiche Gespräche führen. 
  • Schliesslich könnten Sie sich mit Freunden zusammentun und einen Moderator oder eine Moderatorin von zischtig.ch bestellen. So wäre ein kleiner Workshop bei Ihnen zuhause möglich.