Immer mehr Schüler im 5. oder 6. Schuljahr haben WhatsApp. Aktuell versenden sie sich Links für eine angebliche Mutprobe. Der Link führt aber auf ein Video das noch bis vor kurzem als Harte Pornographie registriert war. Viele schicken den Link ungeprüft weiter. Aufklärung statt Donnerwetter ist angezeigt. 

 

Versachlichen

abb 160119 NachrichtEs gibt immer mehr Betreiber von Mehrwertdiensten, die mittels einfacher Tricks Handynummern sammeln. Beispielsweise über das Versenden von WhatsApp-Nachrichten. In dieser wird man eingeladen, auf eine Seite zu gehen um dort etwas Sensationelles anzuschauen oder eine neue Funktion zu erlangen. Damit diese Möglichkeiten freigeschalten werden, muss man den Inhalt über diese Seite mit einer anderen Person auf WhatsApp teilen. Damit wird dem Seitenbetreiber mindestens eine neue Handynummer übergeben.

Damit möglichst viele Leute mitmachen, werden logischerweise sehr „krasse“ Inhalte verlinkt. Aktuell werden die Nutzer eingeladen, sich das „Stinkefinger-Smiley“ zu laden. Bevor sie das Smiley nutzen können, müssen sie dieses natürlich teilen. Oder: Die Nutzer werden eingeladen, sich ein absolut extremes Pornovideo anzusehen. Auch dies müssen sie natürlich erst mit 10 Personen teilen. Grundsätzlich geht es nicht um die Pornographie, sondern um das Sammeln von Handynummern.

Aktuell macht vor allem der Link auf das Pornovideo die Runde. Das verlinkte Video war bereits vor einigen Jahren unter „2 Girls 1 Cup“ bekannt und verbreitet. Es geht um zwei nackte Frauen, die mit Fäkalien erotische Spiele machen/andeuten.

 

Nimmt mein Kind Schaden?

abb 160119 99 ProzentAufgrund diverser Quellen bei Kindern und Jugendlichen, kann davon ausgegangen werden, dass viele dieses Video noch nie gesehen haben. Einen unbekannten Inhalt mit 10 Personen teilen? Der eine oder die andere ist doch misstrauisch oder auch vorsichtiger geworden.

Bei den Primarschülern, die das Video freigeschaltet haben, gibt es viele, die das einfach „voll gruusig“ finden und dann auch schnell wegklicken. Andere klicken es weg, weil ihnen unheimlich zumute wird. So ist es wohl eine Minderheit der Kinder, die das Video wirklich gesehen hat. Viele bluffen aber damit, dass sie „sicher 30 Sekunden“ hingeguckt hätten.

Über einen möglichen „Schaden“ der mit solchen Videos angerichtet wird sind unseres Wissens noch keine abschliessenden wissenschaftlichen Aussagen möglich. Die meisten Experten auf diesem Gebiet gehen davon aus, dass Kinder gute Schutzmechanismen haben. Trotzdem denken wir, dass die Kinder informiert werden müssen, dass ein rasches Löschen ratsam ist.

 

Muss ich eine Anzeige machen?

Sind solche Videos verboten? Bis Sommer 2014 galten Videos, wie das beschriebene, gemäss Schweizer Strafrecht als „harte Pornographie“. Im Zuge gesetzlicher Anpassungen sind Sex-Videos mit Fäkalien jedoch aus dieser Liste gestrichen.

Ob die Verbreitung des Links auch strafbar ist, wird die Gerichtspraxis noch zeigen müssen. Grundsätzlich gilt: Pornographische Inhalte dürfen nicht an unter 16-jährige weiter gegeben oder gezeigt werden. zischtig rät gegenwärtig zu folgender Handhabung entsprechender Vorfälle: Weisen Sie das Kind darauf hin, dass diese WhatsApp-Nachrichten einfach nicht ok sind, dass da vor allem Kinder und Jugendliche um ihr Adressmaterial beraubt würden. Weisen sie ausserdem darauf hin, dass die Verbreitung solchen Materials strafbar ist. Das Beste ist, solche Nachrichten umgehend zu löschen.

 

Tipp

Als Vater oder Mutter hat man nicht gerne Stress mit solchen Phänomenen. Schnell ist man versucht, mit dem Kind zu schimpfen. Die Folge ist oft, dass Kinder sich nicht mehr zu den Eltern trauen. Die Kinder können aber nichts dafür, wenn sie solche Nachrichten erhalten.

Daher raten wir Ihnen, das Thema unaufgeregt anzugehen. Sie können das Kind ohne Androhung von Strafen fragen, ob es allenfalls auch schon mit solchen Nachrichten belästigt wurde (Ja, Kinder empfinden das eigentlich auch als Belästigung). Wenn das der Fall sein sollte, so erklären Sie dem Kind möglichst sachlich und unaufgeregt, warum solches geschieht und warum man diese Nachrichten am besten einfach löscht.

Wenn Ihr Kind solche Nachrichten aktiv verbreitet – auch das kann mal möglich sein –  so darf der Ton natürlich eine Note schärfer sein. Schliesslich bewegen sich Ihre Kinder da im Bereich des Illegalen. Das ist nicht in Ordnung.