Die Jugendarbeit weiss oft sehr genau wie Jugendliche Medien nutzen und eine Zusammenarbeit mit der Schule macht Sinn. Die OJA zeigt wies geht.
Renato Hüppi (1) ist Stellenleiter in der OJA (Offene Jugendarbeit) Oerlikon. Sein spezielles Fachgebiet im Team ist die digitale Welt und ihre Anwendung im Jugendalter. Neben der OJA Oerlikon ist Renato Hüppi bei Gameinfo (http://www.Gameinfo.info) tätig, welche der Stigmatisierung von Gamern entgegentreten will. Zusätzlich ist er Mitglied in der Fachgruppe DOJ (Dachverband offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz).
Anders als bei Alkohol wurde bei digitalen Medien noch kein Konsens gefunden. Ständig gibt es neues Wissen in diesem Bereich und ständig ist Anpassung nötig. Deshalb ist eine Spezialisierung in diesem Gebiet wichtig, ohne Angst. «Die Angst soll kein Hindernis sein! Angst soll man überwinden um etwas Neues auszuprobieren», sagt Renato Hüppi in Bezug auf digitale Medien. Denn: zukünftige Jobs bauen auf Medien auf.
Jugend und Medien
Er weiss, wie wichtig die digitalen Medien für die heutige Jugend sind. Durch digitale Medien können sich Jugendliche in ihrer Selbstwirksamkeit üben. Medien sind in ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie sind fester Bestandteil ihrer Lebenswelt. Dabei gibt es einige Risiken, die Jugendliche bedenken sollten. Dafür benötigen sie erwachsene Ansprechpersonen, die sie auf die Gefahren hinweisen. Dabei ist das persönliche Gespräch dem digitalen vorzuziehen. Es ist wichtig die Reaktion des Jugendlichen aufzufangen. Oft fehlt der Jugend die nötige Vorstellungskraft um die Wirkung eines Bildes zu realisieren und sich dessen bewusst zu sein, wer alles das Bild zu sehen bekommt. Jugendliche sollen spüren, dass man sich für sie interessiert und sie ernst nimmt. Nicht immer einfach: In der heutigen Zeit mangelt es an öffentlichen Plätzen, in der Jugendliche einfach sein können. Die Realität von der Jugend ist geprägt davon, von Erwachsenen kontrolliert oder weggeschickt zu werden. Die Jugend spürt dieses Misstrauen von Erwachsenen. Deshalb vermutet Renato Hüppi eine Verlagerung des Raumes in die digitale Welt. Dort werden sie nicht gestört.
Schule als Partner
Die Schule ist eine weitere Sozialisationsinstanz für Jugendliche. Die Schule ist im Gegensatz zu einem Jugendtreff obligatorisch. Somit ist die Schule ein wichtiger Ort, um an Jugendliche zu gelangen, welche die Angebote der OJA nicht nutzen. Medienkompetenz und Mediennutzung kann im Rahmen der Schule vermittelt werden. Themen wie Datenschutz und Risiken gehören dazu. Deshalb organisierte Renato Hüppi mehrere Workshops mit, in welchen verschiedene Themen bearbeitet wurden. Es ging darum kennenzulernen, was die Tätigkeit als BloggerIn oder YoutuberIn (2) beinhaltet. Die Jugendlichen hatten die freie Wahl. Zu Medien gehören auch Gefahren und diese wurden durch Fachpersonen von Pro Juventute besprochen. Die Workshops fanden von verschiedenen Seiten guten Anklang (https://ojaoerlikon.wordpress.com).
Bei der Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen sprach er die Herausforderung an, mit unterschiedlichen Haltungen zu tun zu haben. Deshalb ist die vorgängige Absprache mit der Schulleitung und den Lehrpersonen relevant. „Ein gemeinsames Konzept ist für eine gute Zusammenarbeit nötig und um Konflikte zu vermeiden“. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten eine offene Haltung gegenüber Medien zeigen und nicht stur auf ihrer Meinung verharren. Das macht die Zusammenarbeit schwierig. Durch ein gemeinsames Konzept werden Erwartungen im voraus sichtbar.
Hilfe für Jugendliche
Für die Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit das A und O. Sie arbeitet mit Vertrauen und will so den Zugang zur Jugend finden. Sie vermeidet es zu ermahnen oder zu werten. Allenfalls kann die Beziehung darunter leiden. Vertrauen beinhaltet, dass die Jugendarbeitenden das Erzählte für sich behalten. Das ist nicht in allen Fällen möglich. Bei Situationen, in der eine Gefährdung des Jugendlichen vermutet wird, ist der Einbezug der Schulsozialarbeit, in extremen Fällen gar der Schulleitung nötig. Bei Möglichkeit wird bei Gesprächen versucht, dass der Jugendliche von alleine diesen Schritt begeht. Eine klare Abgrenzung seitens der Jugendarbeitenden wird auch verlangt, wenn Lehrpersonen Informationen von Schülern oder Schülerinnen rausgeben. Es ist wichtig eine vorurteilsfreie Beziehung zu den Jugendlichen aufrechtzuerhalten, um ihnen offen entgegenzutreten.
Jugendliche als Experten
Was Jugendarbeitende und Schulen gemeinsam fördern können, ist die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen. Jugendliche sollen die Möglichkeit haben sich auch als Experten zu behaupten und den Erwachsenen in Bezug auf die digitalen Medien etwas beizubringen. Das zeigte das Beispiel eines Elternabends, in der Renato Hüppi mit Jugendlichen an einem Elternrat teilnahm und einige digitale Plattformen vorstellte. Nichts desto trotz ist der Einbezug von erwachsenen Experten wichtig. Jugendliche sollen mit Medienpädagogik vertraut sein, um sich in der digitalen Welt zu schützen. Leider bringt die Schule die zeitlichen Ressourcen nicht mit, so dass die Jugendarbeit vermehrt diesen Auftrag übernimmt. Die Jugendarbeit soll aber nicht als Konkurrenz zur Schule betrachtet werden. Eine gute Zusammenarbeit ist weiterhin nötig, für eine gute Zukunft unserer Jugend.
(1) Renato Hüppi, Stellenleiter der OJA (Offene Jugendarbeit) Oerlikon, dozierte als Gastdozent im dreitätigen Seminar „Umgang mit Medien im Jugendalter“ über die Thematik Schule und Jugendarbeit. Der Vortrag fand im Toni Areal an der ZHAW (Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften) Soziale Arbeit statt. Ihm ging es darum die Zusammenarbeit von Schule und Jugendarbeit in Bezug auf digitale Medien aufzuzeigen.
(2) Was ist ein Youtuber oder eine Youtuberin? Das ist ein Berufswunsch von vielen Jugendlichen. Das beinhaltet das Produzieren und Hochladen von Filmen auf Youtube. Das verdiente Geld ist abhängig von den Anzahl Klicks.
Quelle Bild: https://pixabay.com/de/pokemon-pokemon-gehen-telefon-spiel-1553990/