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Praktische Apps, Siri und Social Media helfen bei der selbständigen Alltagsbewältigung. Dennoch: Einiges könnte optimiert werden. Barrierefreiheit ist im Netz noch keine Selbstverständlichkeit. Eine Erkundung von Priska Flütsch.

Whatsapp, Facebook, Dropbox, Spotify, Youtube, Audioboom, Navigationsapps, Facetime usw. sind auch für Blinde oder Menschen mit einer Sehbehinderung kaum mehr wegzudenken. Die fortschreitende Entwicklung im Bereich Medien, Handys und Apps führte in den letzten zehn Jahren zu einer enormen Verbesserung der Selbständigkeit und Freiheit im Alltag. Dies erzählte mir Barbara (64 Jahre) in einem Interview welches ich im Rahmen eines Lagers durchführen konnte. „Durch die digitalen Medien können wir Blinden/Sehbeinderten viel einfacher miteinander kommunizieren, was für uns einen grossen Schritt zur persönliche Freiheit ist. Wir benutzen oft Whatsapp. Am meisten benutzen wir Whatsapp mit der Diktierfunktion, um Mitteilungen zu verfassen oder nehmen Sprachnachrichten auf. In den letzten Jahren ist es einfacher geworden, uns auszutauschen und soziale Kontakte zu pflegen. Instagram benutzen sehr wenige von uns. Dort sind oft nur Bilder, welche nicht bis ins Detail beschrieben sind. Ein Bild das nicht beschrieben ist, nützt uns so gut wie nichts. Facebook benutzten einige von uns, dort gibt es viel zu lesen und auch interessante Seiten mit wichtigen Informationen, leider ist es nicht 100% „barrierefrei.“

 

Wo ergeben sich durch digitale Medien Chancen?  

Durch die Sprachfunktion Siri ist es Barbara nun möglich, selbständig Berichte auf dem Laptop zu verfassen und diese auf einer Homepage wie beispielsweise www.apfelschule.ch, einer Plattform für Blinde oder Menschen mit einer Sehbehinderung zu veröffentlichen. Dort arbeitet Barbara seit längerem und ist zuständig für den Apfeltalk, welcher Tipps und Infos in der Benutzung mit Medien oder Apps gibt, sowie Empfehlungen für Hardware und vieles mehr. Digitale Medien ermöglichen Blinden oder Menschen mit einer Sehbehinderung auch eine grosse Selbständigkeit im Alltag. Unter anderem ist es Ihnen möglich, ihre Einzahlungen selbständig über ein App der Postfinance auszuführen.

Blinde finden mit Hilfe eines Navigationsapp das Einkaufscenter und den Weg nach Hause. Auch für dies gibt es ein spezifisches App vom Schweizer Blinden und Sehbehindertenverband. Mit Digit-Eyes App können Sie sogar die Strichcodes erfassen und wissen, was sie einkaufen.

Somit ist Barbara fast nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen und kann ihren Alltag im Grossen und Ganzen selbständig meistern. Wenn doch einmal Probleme auftreten sollten, dann frage ich Sehende, meinte Barbara. Nicht nur zum Einkaufen oder zum selbständig unterwegs sein benutzen Blinde oder Menschen mit einer Sehbehinderung digitale Medien, sondern auch um sich weiterzubilden. Daniel, ein weiterer Teilnehmer des Sportcamps schaut oft Youtube-Videos, am meisten Anleitungsvideos, um seine alten Radios zu reparieren. Auf Youtube holt er sich wertvolle Tipps für seine Arbeit.

 

Wo ergeben sich Hindernisse oder Probleme?  

Meine drei Interviewpartner, nannten mir alle an erster Stelle das Internetportal Facebook. Die Privatsphäre ist dort schwierig zu kontrollieren und die Dateien können einfach so verwendet werden.

Ausserdem ist Vorsicht geboten vor Missbrauch. Beispielsweise durch Übergriffe aus dem Netz, Missbrauch der Personendaten und die Verwendung von persönlichen Bilder. Personenschutz ist sicher ein grosses Problem, auch, dass Blinde oder Menschen mit einer Sehbehinderung oft nicht genau wissen, wie sie sich schützen sollten und dies gefährlich werden könnte. Deshalb arbeitet Daniel auch für die Apfelschule und hilft dort mit andere auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Das Problem ist wirklich, dass das Internet nicht 100 % „barrierefrei“ ist.

Ein weiteres Problem in der digitalen Kommunikation für sie sei sicherlich auch, dass viele Dokumente im pdf-Format versendet werden, was sie leider nicht entziffern können. In einem Word-Dokument könnten sie das Formular ohne weiteres ausfüllen.

Und dann gibt es Dinge, die zwar praktisch wären, aber immer speziell eingeschaltet werden müssen. Beim Fernsehschauen müssen wir das Audiodiskript beim Iphone aktivieren (deshalb schauen wir oft über unser Iphone/Ipad), damit wir mitbekommen, was genau in einem Krimi passiert, wenn beispielsweise die Musik lauter wird. Mit Hilfe des Audiodiskript wird bei uns eine zweite Stimme ertönen, welche erzählt was passiert, damit wir uns vorstellen können, was genau geschieht.