Nicht nur Facebook ist bei vielen Jungen out. Doch kaum zu glauben: Auch das zu Facebook gehörende WhatsApp wird immer öfter gemieden. Momenterscheinung oder anhaltender Trend?

Meine liebste Tätigkeit: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nach ihren Nutzungsgewohnheiten befragen. Dabei kann man nicht bloss von neuen Apps und Diensten erfahren. Manchmal haben „die Jungen“ richtige Überraschungen bereit. So höre ich in den letzten Wochen immer öfter von ganzen Klassen, dass WhatsApp eigentlich keine Rolle mehr spielt. Wenigstens in der alltäglichen Kommunikation mit der Peer, den Gleichaltrigen also, wird aktuell vielfach nur noch auf Snapchat gesetzt.

 

Aber: WhatsApp ist doch Standard?!

Natürlich wird der Messenger von Facebook nach wie vor genutzt. Auch Jugendliche „müssen“ schliesslich erreichbar sein. Wenigstens für Mami oder Papi. So berichten denn viele Schüler und Schülerinnen, dass Sie WhatsApp lediglich noch für die Eltern und Grosseltern nutzen.

 

Warum dieser Wandel?

Leider kenne ich noch keine empirisch belastbaren Studien, die den Trend analysieren und begründen. Aufgrund der Aussagen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, vermute ich, dass folgende Ursachen zum Wechsel auf Snapchat beitragen:

  • Inzwischen sind „alle“ auf WhatsApp. Also auch Lehrer, Eltern, Grosseltern, Trainer, Musiklehrer, Verwandtschaft und viele mehr. Das führt dazu, dass WhatsApp nicht mehr cool sein kann.
  • Ausserdem: Wenn so viele Erwachsene online sind, so wird WhatsApp verbindlich. „Ich muss da reagieren ….“. WhatsApp ist daher plötzlich mit den unangenehmen Seiten des Lebens konotiert. Bei Snap ist alles viel lockerer.
  • Aber auch: Weil so viele bei WhatsApp sind, bekommen Jugendliche oft die brutale Flut von Nachrichten auf ihr Handy geschickt. Viele berichten, dass diese Masse einfach nervt.
  • Ganz praktisch: Das Photomanagement mit Snapchat bietet eine Reihe von Vorteilen. Auch weil man die Fotos nicht im Handyalbum zu speichern braucht. Wenn jemand in dieses Album schaut, so sieht er die wichtigen Aufnahmen gar nicht. Dadurch, dass viele Aufnahmen auch wieder gelöscht werden, ist das Handy weniger schnell „zugemüllt“.
  • Snapchat bietet alles was notwendig ist: Auf der SnapMap sehe ich wo meine Freunde sind. Ich kann chatten und telefonieren. Selbst „Facetime“ ist möglich. Bemerkenswert: Der Begriff ist eigentlich von Apple, wird aber vielfach synonym für Videotelefonie verwendet.
  • Schliesslich geben viele auch ihre Handynummer nicht mehr gerne bekannt. Das ist bei Snapchat auch nicht mehr notwendig. Und wenn jemand nervt, so kann man diese Person gut sperren. Das reicht meist, denn die Handynummer hat sie ja noch nicht.

Die kritische Masse macht’s!

Der Wechsel wurde wohl auch möglich, weil hierzulande innert kürzester Zeit sehr viele zu Snapchat gewechselt haben. So waren schnell mal die meisten und wichtigsten Freunde auch bei Snap. An Sekundarschulen, Gymnasien und Berufsschulen der deutschsprachigen Schweiz konnte sich dieser Trend innert weniger Monate durchsetzen. Es braucht wohl „mehr als die Hälfte der Freunde“, die sich für neue Anwendungen registrieren. Daher: Die Messenger Threema oder Telegram werden sich mit den aktuellen Möglichkeiten wohl nie durchsetzen. So sehr sich das viele Erwachsene wünschen würden.