Oft gefragt: „Ab wann kann man Kindern ein Handy geben?“ Mit dem Smartphone kommt in der Regel auch WhatsApp. Und mit WhatsApp kommt viel Ärger. Daher wäre es vielleicht wichtiger zu fragen: „Ab wann WhatsApp?“ Was müssen Kinder und Eltern zur WhatsApp-Nutzung wissen?

WhatsApp ist so selbstverständlich wie telefonieren. Kein Grund also diese Kommunikationstechnologie den Kindern vorzuenthalten. Wirklich? Was viele Eltern erst zu spät erkennen: Mit WhatsApp entstehen für das Kind viele Probleme. Das muss man wissen:

  • Sobald der WhatsApp-Kontakt bei anderen bekannt ist, wird Ihr Kind auch in Gruppen aufgenommen. Mit dem Erhalt vieler Nachrichten wird das Kind immer wieder von Nachrichten abgelenkt, aus dem Spiel oder den Hausaufgaben gerissen.
  • Die abgegebenen Bilder oder Kommentare werden einfach weitergereicht.
  • Das Kind bekommt Nachrichten mit Links auf Kostenfallen oder pornographische Inhalte.
  • Das Kind muss sich allenfalls selber beherrschen, WhatsApp nicht für Streiche zu nutzen.
  • Mit WhatsApp kommt eigentlich erst der Druck, auf Empfang sein zu müssen.

 

Auch mein Kind

In Gesprächen  mit Eltern ist oft zu hören, dass dem Kinder vertraut wird, dass es sicher keine problematischen Inhalte erhalten oder versenden werde. Jedes Kind mit WhatsApp erhält Links auf Kostenfallen oder Pornoseiten. Das Problem: Wer beispielsweise auf einen solchen problematischen Wettbewerb stösst, muss vor der Teilnahme zehn weitere Kontakte einladen. So reicht es, dass ein Kind in der Klasse daran teilnimmt und bereits erhält die Hälfte der Klasse ebenfalls eine Einladung zum gezinkten, vermeintlichen Gewinn. Wir Erwachsenen machen allenfalls eine andere Erfahrung, weil unsere Kollegen glücklicherweise nicht an solchen Gewinnspielen teilnehmen. Die Realität der Kinder ist eine andere.

Nun ist es auch nicht so, dass wir einfach von „den anderen, den bösen Kindern“ sprechen können. Die Fallen, die auf diesem Weg reinkommen sind perfide. Es ist normal, wenn „auch mein Kind“ auf eine solche hereinfällt. Eben erst waren angebliche Migros-Gutscheine im Umlauf. Andere Nachrichten kommen als Mutprobe daher. Welcher Junge kann da widerstehen. (Siehe auch: Links auf Pornos über WhatsApp)

 

Kindersicherungen helfen nichts

Eltern sollten sich mit der Beschaffung eines Smartphones für das Kind Zeit lassen. Natürlich kann man vom Kind verlangen, dass es kein WhatsApp nutzt. Nur: Für Kinder und Jugendliche ist dies natürlich eine der wichtigsten Funktionen. WhatsApp auf dem Smartphone nicht zu nutzen ist wie ein Fahrrad nicht zu fahren.

Zuwarten ist auch angezeigt, da die derzeit verfügbaren Kindersicherungen bei vielen problematischen WhatsApp Inhalten komplett versagen. Vielleicht etwas polemisch formuliert: Wenn Eltern ihrem Kind ein Smartphone mit WhatsApp überlassen, so schaffen sie damit die Grundlage um Pornographie und Kostenfallen zu empfangen.

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Minimales Wissen: „TRASH“

Irgendwann kommt der Tag, an dem ein Kind lernen muss mit dem Smartphone umzugehen. Klar ist: Allgemeine Nutzungsregeln müssen ausgehandelt werden. Daneben möchten wir dringend empfehlen, mit dem Kind die folgenden fünf Fingertipp durchzugehen:

  • T wie Transportabel: Das Kind muss wissen, dass Texte und Bilder, die man versendet, leicht weiter gegeben werden können. Sie müssen zudem Wissen, dass manchmal auch beste Freundinnen (heikle) Informationen weiter geben.
  • R wie „Real“ und „Recht“: WhatsApp wird als etwas Alltägliches, Einfaches, Leichtes verstanden. So kann es kommen, dass WhatsApp genutzt wird, wie wenn man im Alltag miteinander sprechen würde. Das kann verhängnisvoll sein. Wenn man einander sieht, kann man Drohungen allenfalls relativieren. Im Chat, wenn sich die Kinder nicht sehen, kann eine Drohung allenfalls Angst auslösen. Die Drohung wird als real erlebt, selbst wenn sie nicht böse gemeint war. Das kann zu Anzeige und Bestrafung führen.
  • A wie „Aufpassen“: In Anbetracht der ersten zwei Punkte muss man sich genau überlegen, was man per WhatsApp kommunizieren darf und was nicht. Personenbilder, Links, Anrüchiges oder krasse Aussagen sind nicht für die Verbreitung per WhatsApp geeignet. „Gefühlsgeschichten“ werden schnell falsch verstanden. Eigentlich ist per WhatsApp nur unverfänglicher SmallTalk möglich. Vielleicht kann mal eine Information abgesetzt werden.
  • S wie „Schrott“: Sprechen Sie mit dem Kind über Pornographie und Kostenfallen. Es wird solche Inhalte empfangen. Sprechen Sie darüber, dass es das beste ist, solches gleich zu löschen und dass die Weiterleitung Schwierigkeiten bringen kann.
  • H wie „Hilfe holen“: Kinder, die Hilfe holen petzen nicht. Hilfe Holen ist etwas Gutes. Einerseits, wenn im Chat sichtbar wird, dass andere gemobbt werden. Denn Cybermobbing ist strafbar. Andererseits sollten Kinder aber auch Hilfe holen, wenn sie selbst in Bedrängnis sind oder angstmachende Inhalte erhalten haben. Versprechen Sie dem Kind einen unaufgeregten Umgang mit solchen Vorkommnissen. Es muss sich ohne Angst vor Sanktionen an jemanden wenden können.

Ab wann ein Smartphone? Lesen Sie dazu den Artikel „Ab wann ein Handy?“