Mit einfachen Erweiterungen macht man aus seinem Browser eine werbefreie Zone. Das ist praktisch, doch noch lange kein perfekter Schutz. Und wirft die moralische Frage über unser Konsumverhalten auf.
Werbung ist immer lästig. Doch wir haben uns daran gewöhnt, sie für Gratisdienstleistungen zu akzeptieren. Sei es in der Gratiszeitung in der S-Bahn, auf «Free-TV»-Kanälen oder Onlineplattformen zum Streamen von Kinofilmen. Auf all unseren alltäglichen Wegen im Leben begegnet uns ein Plakat, eine Anzeige oder ein Pop-up-Fenster, das uns den neusten Flatscreen, die Wurstaktion im Aldi oder garantierte Befriedigung auf einer einschlägigen Webseite offeriert. Werbung ist unser Alltag.
Werbefreie Verschnaufzone
Plakatwänden kann man kaum ausweichen, sie drängen sich dem Auge unwillkürlich auf. Bei der Lektüre einer Zeitung muss man sich ebenfalls sehr selektives Lesen antrainieren, um Anzeigen auszublenden. Im Internet bietet sich im Gegensatz dazu die Möglichkeit, wenigsten zum Teil eine werbefreie Zone zu schaffen. Kleine Zusatzprogramme, sogenannte «Plugins» schaffen den Augen und Nerven Entspannung beim Surfen. Verbreitet sind verschiedene Dienste, die alle nach demselben Prinzip funktionieren. Auf einfach programmierten Seiten wird nach den Anhaltspunkten zu Werbefenstern gesucht und diese deaktiviert. Das erhöht als positiver Nebeneffekt die Ladegeschwindigkeit von Webseiten.
Rüstungskrieg
Doch auch die Werbefachleute und Programmierer sind nicht auf den Kopf gefallen. Sie umschreiben die gängigen Mechanismen oder verbieten den Zugriff auf den Ladevorgang der Seite. Die Antwort der Werbeblocker: Weisse Balken, die die Werbefenster abdecken. Diese wiederum wollen auch geladen werden, was wiederum mehr Rechenleistung braucht als das normale Laden einer Webseite. Unter dem Strich sind die «Adblocker» also ein Nullsummenspiel, was die Ladegeschwindigkeit angeht. Bei älteren Geräten mit wenig Arbeitsspeicher (RAM) besteht auch die Gefahr, dass sich der Computer verlangsamt.
Der Rüstungskrieg zwischen Adblock-Anbietern und Webseiten-Betreibern hat auch zu juristischen Streitereien geführt. Das Geschäftsmodell der Adblock-Firmen stellt das der Webseitenbetreiber in Frage. Google, Amazon und Co. sollen Millionen zahlen, um dem Filter der Werbeblocker auf ihren Webseiten zu entkommen. Die Blocker bieten inzwischen auch die Möglichkeit, «Whitelists» zu führen, also von den Blockierregeln ausgenommene Seiten zu definieren.
Moral versus Praxis
Ein von Sexwerbung und Kostenfallen befreites Internet wünschen sich viele Eltern für ihre Kinder. Auf Film-Streaming Plattformen wie kkiste.to ist die Flut kaum wegzuklicken. Ein Adblocker kann hier Abhilfe schaffen. Dabei sollte aber unbedingt ein Gespräch mit dem Kind darüber geführt werden, weshalb solche einschlägigen Werbungen überhaupt existieren. Denn auch wenn der Laptop zuhause nun werbefrei ist: konfrontiert wird das Kind damit früher oder später sowieso; sei es auf dem eigenen mobilen Gerät oder bei Freunden. Auch ein Gespräch über die Gratiskultur in unserer Gesellschaft ist angebracht. Gratis-Plattformen finanzieren sich schliesslich mit Werbung, die einen kostenlosen Filmgenuss ermöglicht.
Hier sollte vor allem das Bewusstsein gestärkt werden, dass künstlerische Produkte wie Filme oder Musik ihren Wert und somit auch ihren Preis haben, wenn die KünstlerInnen davon leben wollen.
Auch der Besuch eines richtigen Kinos ab und zu lohnt sich als gemeinsame Aktivität natürlich. Dort sind inzwischen sogar Tabak- und Alkoholwerbungen verboten und der Besuch eines Kinderfilms damit gänzlich jugendfrei.
Installation
Entscheidet man sich für die Installation eines Adblockers, ist etwas Aufmerksamkeit geboten. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass man die Browser-Erweiterung nur von der offiziellen Seite des Browser lädt (siehe Links unten), da ansonsten das Gegenteil des gewünschten Effekts eintreten kann. Das vorgeschlagene Programm «AdBlock Plus» lässt sich für alle gängigen Browser auf Computern der Plattformen Windows und Mac installieren. Für iOS-Geräte lässt Apple keine Erweiterungen für Safari zu. Das iPad und der iPod lassen sich also nicht gegen Werbung immunisieren. Zwar gibt es im App Store auch Ablock-Apps. Diese haben aber nur Zugriff auf Werbebanner in gewissen Gratisapps und nicht für «native», also vorinstallierte Apple-Apps wie den Safari-Browser. Für Android-Geräte ist ein App zum Download im Play Store verfügbar.
AdBlock Plus: Links zu den Erweiterungs-Stores der Browser Safari, Chrome und Firefox.