„Eltern sind sauber, Kinder glotzen zu viel“ war früher. Das Medien-Leben in den Familien hat sich massiv verändert und die Medienerziehung verändert. 

 

Bisherige Elternbildung ging immer davon aus, dass das mit den digitalen Medien ein Problem ist, das man allenfalls mit Kindern haben kann. Sie ging davon aus, dass Eltern im grossen und ganzen einen sehr zurückhaltenden Medienumgang pflegen und vielleicht einfach daran erinnert werden müssen, dass man Kinder nicht einfach vor die Glotze oder vors Tablet setzen soll. Das hat sich verändert und teilweise komplett verkehrt. Heute ist es immer öfter so, dass Kinder Eltern erleben die sehr oft am Handy sind, die den Computer ausgiebig nutzen und gar mit dem Tablet ins Bett gehen. Und natürlich wehren sich diese Eltern nun zurecht, dass es auch nicht ok ist, wenn man dauern auf ihnen rumhackt, wenn sie mal mit Kinderwagen und Handy erwischt werden. Sie sehen. Wir sind an einem neuen Ort mit neuen

 

7 Punkte zur Erziehungslage

Wir analysierten Gespräche mit Eltern, Erzieherinnen und anderen Fachleuten. Auf diesem Hintergrund formulierten wir eine Liste von Neuerungen. Diese ist im wissenschaftlichen Sinne weder repräsentativ noch empirisch belegt. Die Diskussion darüber ist jedoch erwünscht.

  1. Es ist nicht mehr so, dass ausschliesslich Jugendliche und Kinder digitale Medien nutzen. Kinder und kleine Kinder erleben Eltern die sehr viel mit digitalen Medien befasst sind.
  2. Es ist gar davon auszugehen, dass viele Eltern den digitalen Medien mehr Aufmerksamkeit geben als ihren Kindern.
  3. Die Abhängigkeit von digitalen Medien wird von Elternseite her gerne geleugnet.
  4. Man kann nicht mehr behaupten, die jungen Eltern hätten keine Ahnung. Schliesslich sind sie mit MSN und Netlog grossgeworden. Es kann bestenfalls sein, dass sie die neuesten Kinder- und Jugendanwendungen noch nicht kennen.
  5. Digitale Medien sind sehr einfach zu nutzen. Während früher noch Handbücher gewälzt werden mussten, erklären sich die Geräte heute selber. Das ist mit ein Grund, dass diese auch immer früher den Kindern überlassen werden.
  6. Im Sinne der „Industriellen Revolution 4.0“ haben immer mehr Eltern angst vor der Zukunft. „Wird mein Kind noch einen Job haben? Müsste es nicht Informatik studieren?“ In der Hoffnung, dass die Kinder die entsprechende Fitness entwickeln, werden den Kindern auch immer früher Geräte überlassen.
  7. Weiter erhoffen sich immer mehr Eltern, dass die Kleinen mit dem Tablet schon früher lernen könnten. Beispielsweise das Schreiben oder Rechnen. Vielleicht auch das Programmieren?

 

Ein neues Klima

Die obigen Punkte verdichten gewisse Beobachtungen zu einem Trend. Ein Trend den viele junge Eltern nicht oder nur teilweise unterstützen können. In diesem Sinne hat sich das Klima zur Medienerziehung in zweiterlei Hinsicht verändert. Erstens wird heute von Kindertagesstätten, Kindergarten und Elternbildung immer öfter etwas völlig neues erwartet: Förderung! Zweitens sind die Eltern aber auch immer öfter Polarisiert. Schliesslich gibt es auch gute Gründe, mit dem Medieneinsatz bis zum Schulalter der Kinder zu warten.