Das menschliche Verhalten ist nicht starr, wir können es verändern. So sind wir in der Lage Konditionierungen zu lösen und ein gewünschtes Verhalten anzutrainieren.  Das funktioniert mit Bestrafungen, aber viel besser noch mit positiven Anreizen, das haben Studien gezeigt. Belohnungen fördern die intrinsische Motivation, also die eigene innere Motivation sich zu verändern, die nicht von aussen kommt. Diese Art der Motivation ist wichtig für langanhaltende Veränderungen. Durch positive Verstärkung von gewünschtem Verhalten bieten Sie ihrem Kind einen Anreiz dieses Verhalten zu wiederholen.

Zielverhalten und Ausgangslage definieren

Eine Methode zur Verhaltensänderung ist Shaping. Dabei geht es darum ein gewünschtes Verhalten zu erreichen durch Verstärkung von Verhaltensweisen, die in die richtige Richtung gehen. Konkret geht es darum als erstes ein Zielverhalten zu definieren und die Ausgangslage festzuhalten. Das klingt alles sehr theoretisch, also ein Beispiel:

Wenn die achtjährige Mia von der Schule nach Hause kommt, wirft sie den Schulsack in den Gang und geht sofort ans Tablet.

Das Wäre die Ausgangslage. Das Zielverhalten könnte in diesem Fall so aussehen:

Mia soll den Schulsack neben ihren Schreibtisch stellen und Hausaufgaben machen.

Zwischenschritte einplanen

Jetzt wissen wir, wo wir stehen und wo wir hinwollen. Dann können wir als nächstes Zwischenschritte einplanen, also kleine Etappenziele, um zu unserem gewünschten Endzustand zu gelangen.

Als ersten Schritt soll Mia den Schulsackneben ihren Schreibtisch stellen. Danach soll sie erstmal mit ihrer Mutter etwas zeichnen, bevor sie ans Tablet geht. In einem weiteren Schritt lernt Mia dann gleich allein etwas zu zeichnen. Zum Schluss wird das Zeichnen durch die Hausaufgaben ersetzt.

Positive Verstärkung

Sobald jetzt ein Verhalten gezeigt wird, das in die gewünschte Richtung geht, also ein kleiner Zwischenschritt erreicht wird, soll dies positiv verstärkt werden. Das kann durch Lob und Begeisterung geschehen. Wichtig ist es, das auch jedes Mal zu tun, wenn das gewünschte Verhalten auftritt.

Wenn Mia also ihren Schulsack ihr Zimmer stellt, wird sie von ihrer Mutter gelobt.

Zwischenschritte absichern

Es ist wichtig solche Zwischenschritte abzusichern, bevor mehr verlangt werden kann. Das braucht Zeit und Geduld, hilft aber später den Fortschritt nicht wieder zu verlieren. Erst dann kann ein nächster Schritt erfolgen und mehr verlangt werden für die positive Verstärkung.

Mia stellt jetzt wie selbstverständlich ihren Schulsack neben den Schreibtisch, also wird sie von ihrer Mutter motiviert danach gemeinsam zu zeichnen und erst danach ans Tablet zu gehen.

Zeit und Geduld

Veränderungen brauchen Zeit, weshalb es um eine allmähliche Annäherung an ein Wunschverhalten geht. Dabei sollten Sie darauf achten, dass Sie nicht auf einmal zu viel verlangen. Vergessen Sie nicht, dass es immer wieder Rückschläge geben kann und Durchhaltevermögen braucht. Mit etwas Geduld ist aber das Shaping ein Tool zu Verhaltensänderungen, die ohne Bestrafungen auskommt und einen positiven Effekt auf Sie und ihre Kinder haben kann.

Für eine Verhaltensänderung braucht ihr Kind Selbstkontrolle. Darum wird es im nächsten Artikel gehen.