Mobiltelefone bieten unbestritten viele gute Anwendungsmöglichkeiten. Doch wie sieht es bezüglich der unerwünschten Nebenwirkungen aus? Sind wir uns dieser Aspekte bewusst? Bräuchten Smartphones eine Packungsbeilage? Müsste uns der Herr im Swisscomshop über die Risiken aufklären? Könnten wir aus diesem Vergleich lernen?

 

Tolles Gefühl!

Der Kauf eines Smartphones ist mit vielen Emotionen verbunden. Das Erstehen des „neuen Gerätes“ mit seinem „noch cooleren Aussehen“ und den vielen „neuen Features“ bewegt. Vielleicht sind da auch Sorgen ob der Finanzierbarkeit, des möglichen Gerätediebstahls, der unverständlichen AGB’s oder der Kompatibilität mit dem letzten Gerät. Ob Erregung oder Sorge: Der Kauf ist eine emotionale Angelegenheit. Kaum eine Käuferin oder ein Käufer führt eine seriöse Abklärung mit Abwägung von Vor- und Nachteilen durch.

 

Vorteile (können) überwiegen.

Es gibt gute Gründe für den Kauf eines Smartphones. Wir erhalten uns den Anschluss an die Kommunikation. Das Gerät verfügt über viele Business-Anwendungen, die wir endlich auch mobil nutzen können. Das Gerät weist uns den Weg durch neue Stadtteile. Wir halten jederzeit Kontakt zum „Gottemeitli“, das gerade in Ecuador weilt. Kreative Fotografie soll heute auch möglich sein. Der Cartoon zu diesem Blogbeitrag ist schliesslich vollständig auf einem Tablet gezeichnet. Und mit dem Internet der Dinge wird mir mein Kühlschrank bald mitteilen, was ich in der Migros einkaufen soll.

 

Unerwünschte Nebenwirkungen bekannt

Je länger wir iPhones, Samsungs und HTCs nutzen, desto klarer wird: Die Auswirkungen in unserem Alltag sind beachtlich. Leider auch die Nebenwirkungen. Damit sei nicht auf das alte Lamento der „ständigen Erreichbarkeit“ wegen der Mobiltelefone angespielt. Viele haben gelernt, trotz Mobiltelefon nicht permanent erreichbar zu sein.

Gemeint sind nachteilige Entwicklungen und Phänomene, die jetzt so langsam beobachtet und erforscht werden. An dieser Stelle eine unvollständige Aufzählung:

  • Die körperliche Gesundheit ist gefährdet. Das Licht der LED-Beleuchtung hält uns wach und die interaktiven Anwendungen auf den Tablets lassen uns selbst dann nicht schlafen, wenn wir eigentlich müde wären. Jede Sendung zu jeder Zeit und Unterhaltung bei Bedarf. Wir „hängen“ mehr, als uns lieb ist.
  • Die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten suggerieren, dass alles leicht und schnell gesagt werden kann. Missverständnisse sind an der Tagesordnung. Wir brauchen mehr Papier, mehr Zeit und oft noch mehr Nerven. Das Mail, welches ich an der Bushaltestelle lese, regt mich auf. An eine wohlwollende und überlegte Kommunikation ist kaum mehr zu denken.
  • Handys führen zu Verkehrsunfällen und Verkehrstoten. Und ohne Navi fahren geht schon lange nicht mehr. Wir haben den Orientierungssinn verloren.
  • Kaum haben die Kinder ein Handy, geht zuhause der Terror los: „Jetzt reicht’s!“ „Du bist so doof! Die anderen dürfen viel länger!!!“. Und die Kinder surfen des Nachts auf Pornoseiten und googeln nach Gewaltvideos.
  • Auch die Zeit als Paar leidet. Der Gatte, der auf dem Sofa noch schnell in die Mails guckt. Die Gattin, die im Bett noch Candycrush spielt. Das Liebesleben ist gefährdet.

 

Die Packungsbeilage

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, den Smartphones und Tablets eine Packungsbeilage zu verpassen. Verkäuferinnen und Verkäufer von Mobilgerät sind zu verpflichten, auf die Risiken hinzuweisen: „Haben Sie Kinder? Dann wäre bei der Verwendung spezielle Vorsicht geboten!“ „Haben Sie noch andere Geräte? Und haben Sie zum Ausgleich noch andere Hobbys? Sonst darf ich Ihnen das Gerät nicht abgeben.“

Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Oder lesen Sie die Packungsbeilage welche Raphael Staubli für Eltern verfasst hat (siehe Downloadlink). Sie ist vielleicht noch etwas umfangreich, taugt aber für die Auseinandersetzung um Wirkung und unerwünschte Nebenwirkung.

 

Auswege

Mancher mag jetzt denken, dass man um die technologische Entwicklung nicht herum kommt. „Man muss mitmachen. Sonst bleibt man aussen vor!“ zischtig.ch geht davon aus, dass man mit Medienkompetenz eben nicht alles unhinterfragt mitmachen muss. Kein Mail auf dem Smartphone? Unsere Erfahrungen sind super. Handy ohne die ganzen Smartphone-Möglichkeiten? Geht. Mit dem Nokia 215 braucht man auch auf WhatsApp nicht zu verzichten.

Eine Auseinandersetzung mit den Risiken und Nebenwirkungen von Mobilgeräten ist heute wieder angezeigt. Eltern, die solches diskutieren und das eigene Handeln mit Smartphones anpassen, sind Vorbilder. Und wenn Sie die Kinder beteiligen, so wird das ganz nachhaltig.

Beipackzettel Smartphone 2016

 

Creative Commons Lizenzvertrag
Beipackzettel Smartphone 2016 von zischtig.ch ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter www.zischtig.ch erhalten.