Viele Eltern, Lehrpersonen und Schulleiter:innen sind besorgt. Die Serie „Squid Game“ ist in aller Munde. Auf vielen Pausenplätzen spielen Kinder die Serie nach. Viele Zeitungen schreiben alarmierend. Doch was steckt hinter dem Hype und warum kennt scheinbar jedes Kind diese Serie?

Was ist „Squid Game“?

Das Grundprinzip von „Squid Game“ ist schnell erklärt. Verschuldete oder aus armen Verhältnissen stammende Menschen werden eingeladen an Spielen teilzunehmen. Die siegende Person gewinnt umgerechnet etwa 33 Millionen Franken. Gespielt werden einfache, bekannte Spiele wie „Zeitungslesen Stop“ oder Tauziehen. Im Unterschied zu den Spielen im Pfadi- oder Jugendlager, werden die Teilnehmenden, die bei „Squid Game“ gegen Regeln verstossen oder verlieren, erschossen. Den Teilnehmenden sind die Regeln dabei nicht immer von Anfang an klar und die Spielleiter:innen zeigen kein Erbarmen oder Menschlichkeit. Sie sind maskiert und tragen einen pinken Overall mit Kapuze.
So banal dieses Prinzip klingt, stumpf ist die Serie nicht. „Squid Game“ spricht gesellschaftliche Themen an und äussert dadurch Systemkritik. Gleichzeitig gibt es viele Elemente, die Kinder einfach nachspielen können, weil sie die Spiele bereits kennen und kein grosser Aufwand oder Equipment nötig ist.

Warum haben scheinbar alle Kinder die Serie gesehen?

Die Serie hat einen Hype ausgelöst. Weil sie verstörend ist, weil sie durchaus wichtige Themen anspricht und weil sie einfache kleine Elemente enthält, die sich gut überall reproduzieren lassen. Das Spiel Rotes Licht, grünes Licht („Zeitungslesen Stop“) wird auf Pausenplätzen gespielt, es wird auf Tiktok thematisiert und in Roblox gibt es 100 Spiele, die irgendein Element aus Squid Game aufgreifen. Auf Twitch besprechen die Streamer:innen Episoden und auf Youtube tauchen einzelne Sequenzen aus der Serie auf. Die Kinder werden damit konfrontiert und möchten mitreden. Das ist ganz normal.

Was kann ich als Elternteil tun?

Wichtig ist den Kindern zu erklären, dass die Serie für Erwachsene ist. Eine klare Haltung ist in der Regel förderlich. Die Serie ist ab 16 und sollte nicht von Kindern geschaut werden. Unter den Kindern besteht jedoch oft sozialer Druck. Es ist cool, mehr über die Serie zu wissen als andere. Ein klares Verbot der Eltern kann das Kind sogar entlasten, weil es dann „die Schuld“ für die eigene Unkenntnis auslagern kann. Ein komplettes Tabuisieren des Phänomens ist weder sinnvoll, noch realistisch. Das Kind wird das Thema trotzdem mitbekommen. Es braucht Sie als Erwachsene dabei, um ins Gespräch zu treten, um Ängste aufzugreifen und um Kontext zu liefern. Lassen Sie sich von Ihrem Kind erzählen, worum es geht und was es schon gehört hat.

Die Spiele zu verbieten ist ebenfalls nicht förderlich. Zeigen sie den Kindern stattdessen auf, wie die Spiele auch ohne „Töten“ oder ohne körperliche Bestrafung gespielt werden können. Denn grundsätzlich ist es schön, wenn Kinder wieder vermehrt zusammen Spiele auf dem Pausenplatz spielen. Erzählen sie von Ihren Kindheitsspielen, solche Phänomene können auch als Chance betrachtet werden.

Wenn Ihr Kind „Squid Game“ gesehen hat: Zum Glück haben Kinder gute Schutzmechanismen. Eine Umsichtiges nachfragen ist jedoch notwendig. Versuchen Sie einzuschätzen, wie das Kind die Informationen aufgenommen hat. Manchmal berichten Zeitungen auch von Gewalt, die dann während des Nachspielens ausgeübt wird. Auch da spielen soziale Themen, Gruppendynamiken und das Testen von Grenzen eine grössere Rolle als die Medieneindrücke durch die Serie. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern zu dem Thema aus und legen Sie, falls notwendig, einen gemeinsamen Umgang fest.