Schon länger macht Snapchat von sich reden. Oft im Zusammenhang mit Sexting. Für viele Jugendliche bedeutet dieser Chat jedoch „einfach Unterhaltung“. Andere schätzen die neue Vergänglichkeit. Gründe für eine „Entwarnung“?
Wir haben auf dieser Seite früher schon über Snapchat berichtet. 2013 kam dieser Chatdienst bei einzelnen Gruppen von Jugendlichen plötzlich vermehrt zur Anwendung. Der 2011 gegründete Chatdienst ist ein Exot: Zuerst wurden ausschliesslich Bilder versandt, die Bilder löschen sich selbst wieder und der Firmenblog ist eigentlich eine Tumblr-Seite. ((Tumblr ist eine Blog-Plattform. Bei vielen ist sie vor allem als Foto-Blog-Platform bekannt geworden. Tumblr gehört zu Yahoo)) Im Gegensatz zu WhatsApp und Instagram hat sich Snapchat bislang auch standhaft gegen eine Übernahme durch Facebook oder Google gewehrt.
So funktionierts:
Wer mit Snapchat ein Bild versenden möchte, der muss der App sagen, für wie lange die Empfänger ein Bild sehen dürfen. Man kann von 1 bis 10 Sekunden wählen. Bei den Empfängern sollte sich das Bild nach Ablauf dieser Zeit automatisch löschen. Schafft es jemand, ein Bildschirmfoto zu erstellen, so werden der Sender oder die Senderin darüber informiert.
Die Herausforderung:
Die Vergänglichkeit der so versendeten Bilder kann natürlich dazu verführen, Nacktbilder oder Hassbotschaften zu versenden. Tatsächlich gab es schon Kinder und Jugendliche, die damit auch Schwierigkeiten bekommen haben. Denn ein Screenshot ist doch schnell gemacht. Zudem gibt es inzwischen Software, welche die Bilder beim Empfang mit einem Trick doch erst speichert. Kinder müssen lernen, dass alles digitale Gespeichert werden kann. Eltern sind herausgefordert, mit ihren Kindern auch fertig zu denken. Schliesslich ist es auch ziemlich nutzlos, zu wissen, dass ein Empfänger oder eine Empfängerin ein Bildschirmfoto gemacht hat. Diese Anlage reicht in der Regel noch nicht für eine Anzeige. Zudem: Wenn ein heikles Bild bereits verbreitet wurde, so ist die Wirkung einer Anzeige auch begrenzt.
Kultur und Unterhaltung
Doch auch bei diesem Chat gilt: Die meisten Jugendlichen nutzen diesen Dienst ohne Schwierigkeiten. Dass er für den Versand erotischer Bilder nicht geeignet ist hat sich auch herumgesprochen. Die Mehrheit der Sekundarschüler und Berufsschüler hat diese App und nutzt diesen Chat. Viele nur gelegentlich, einzelne sehr exzessiv. Bei den Aktiven lassen sich zwei vorherrschende Nutzungsmuster feststellen:
Die einen finden es einfach cool, dass man sich schnell eine Bildnachricht schicken kann ohne noch gross Texte schreiben zu müssen. Man sendet sich immer wieder mal eine Bild-Postkarte. Diese Nutzer und Nutzerinnen schätzen es in der Regel auch, dass sich mit diesem Dienst keine grossen Bildersammlungen anhäufen. Sie schätzen diese Vergänglichkeit, sie gehört quasi zu einer neuen Kultur.
Eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Jugendlichen nutzt Snapchat aber auch einfach zur Unterhaltung. Sie warten nur darauf, dass irgendwelche „Fame-geilen User“ ((Fame ist aus dem englischen Begriff „Hall of Fame“ – Ruhmeshalle abgeleitet. Fame ist also gleichbedeutend mit Ruhm)) ihre Bildchen an Gruppen versenden. Man sieht’s, grölt und ist unterhalten.