Es gibt Banden, die Männer zu sexuellen Kontakten mittels Videochat verleiten und mit den betreffenden Aufzeichnungen Geld erpressen. Auch Jugendliche sind gefährdet.

20minuten und skppsc (Schweizerische Kriminalprävention) berichten und warnen vor einem Phänomen, das seit zwei Jahren immer öfter zu beobachten ist: Junge Männer durchstreifen aus Neugierde Soziale Netzwerke und Kontaktanzeiger. Hier werden sie von einer netten, hübschen und interessierten jungen Frau angesprochen. Nach einem ersten tollen Online-Flirt, geht es bald ab mit erotischen Anspielungen, intimen Details oder gar „versauten Phantasien“. Der Mann wird eingeladen den direkten Kontakt mittels Videochat zu wagen. Das „sexy“ Gegenüber zeigt sich in diesem recht freizügig und animiert den Mann zur Masturbation vor der Kamera.
Das böse Erwachen folgt meist kurz darauf. Die vor der Kamera vollzogenen Handlungen wurden vom Gegenüber aufgezeichnet und auf youtube geladen. Es folgt eine Mail mit der Androhung, das Video zu veröffentlichen und sämtlichen Facebook-Freunden des Mannes zugänglich zu machen, sollte nicht binnen weniger Stunden eine Überweisung auf ein Western-Union-Konto vorgenommen werden.

Aktuelle Berichte
Am 7. August 2013 kommt auf 20min ein 25-jähriger Mann zu Wort, der Opfer dieser Machenschaften wurde. Er will junge Männer vor dem Stress warnen, der mit solchen Vorfällen verbunden ist. Wie 20min schreibt, hat das Opfer korrekt gehandelt: Auf keinen Fall sollte man auf die erpresserische Geldforderung eingehen!
Auch die Schweizerische Kriminalprävention rät in ihrem Artikel „Erpressung Sextortion“ vom 25. Juli 2013, auf Zahlungen zu verzichten. In der Regel führe dies nicht dazu, dass das Video veröffentlicht werde. Ist eine Zahlung bereits erfolgt, so seien Beweismittel zu sammeln und der Polizei zu übergeben.

Auch Jugendliche gefährdet
Leider wird in keinem der Artikel darauf verwiesen, dass auch Jugendliche Opfer sein können. zischtig.ch kann aus der Praxis ableiten, dass schon 17 bis 20 Jährige betroffen ein können. Die meisten Opfer verzichten auf ein Anzeige. Zu peinlich ist ihnen die Angelegenheit. Es ist daher von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Vorbeugen – Prävention
Derzeit fehlt vielen jungen Männern das Wissen um solche kriminellen Praktiken. Auch wenn diese Gespräche mit dem 17-Jährigen Sohn peinlich sein können: Eltern sollten das Wissen um solche Machenschaften unbedingt weitertragen! Es muss ebenfalls darum gehen, das Misstrauen gegenüber Kontakten aus dem Netz zu schüren. Junge Männer fühlen sich oft sehr clever und unverwundbar. Sie haben eine schlechte Risikoeinschätzung. Sie gehen davon aus, dass ihnen so etwas nie passieren könnte. Umso deutlicher und regelmässiger bedürfen sie der Erinnerung an solche Risiken.

Joachim Zahn

8. August 2013