Sarahah ist eine Social Media App, die es innert Kürze an die Spitze der App-Charts geschafft hat. User können anderen anonym Liebes- oder Hassbotschaften übermitteln. Medien warnen vor zunehmendem Cybermobbing. Wie funktioniert’s? Wie kann man sich schützen?

 

Sarahah, noch nie gehört?

Die App gehört zum Zeitpunkt dieses Posts zu den beliebtesten Apps im Apple iTunes und Google Play Store und schlägt im Ranking Facebook, Snapchat und Instagram. Der Erfinder Zain al-Abidin Tawfiq aus Saudi-Arabien wollte mit Sarahah eine Plattform für konstruktive Kritik am Chef konzipieren. Sie soll Freundschaften stärken und die eigenen Schwächen aufdecken, um an sich besser arbeiten zu können. Soweit die Theorie. Die rasche Verbreitung dieser App dürfte aber auch damit zu tun haben, dass man mit Snapchat neuerdings auch Links verschicken kann. Somit auch Direktlinks auf Sarahah-Profile.

 

Wie funktioniert die App?

Nach dem Download der App wird man aufgefordert, sich zu registrieren und einen Nutzernamen zu wählen. Danach kann man anderen Nutzern anonym Nachrichten schicken. Dafür muss man den Nutzernamen der Person kennen. Die empfangende Person kann die Nachricht lesen, sieht aber nicht, wer sie geschickt hat.

Folgende Optionen hat man bei jeder empfangen Nachricht:

  • Fähnchen: Eine verwerfliche Nachricht kann den App-Hersteller gemeldet werden.
  • Blockiersymbol: Hiermit kann man den anonymen Sender blockieren. Dieser kann zwar weiterhin Nachrichten schicken, man sieht sie aber nicht mehr.
  • Papierflieger: Die Nachricht kann über die Teilfunktion per Whatsapp, Snapchat, Skype, Instagram, Facebook, Twitter, Mail usw. geteilt werden.
  • Herz: Mit dem Herz können Nachrichten in einen Schnellzugriff gespeichert werden.

Ebenfalls ist es möglich einer Person, deren Nutzernamen man kennt, eine Nachricht direkt über einen Browser zu schreiben. Hierfür gibt man einfach ins Adressfeld „nutzername.sarahah.com“ ein.

Wichtig: Bei der App Sarahah werden sicher noch einige Funktionen hinzukommen. Was sich hinter der Funktion „Explorer“ verbirgt, wird wohl erst ein weiteres Update zeigen. Vielleicht wird es auch möglich sein, seinen anonymen Schreibern antworten zu können?

 

Was sind die Gefahren von Sarahah?

Natürlich äussern sich viele kritische Stimmen zu dieser App:

  • In der Anonymität lässt es sich einfacher Beleidigungen, Hasskommentare oder gar Bedrohungen zu senden (die App wurde dementsprechend bereits um die Funktion „Blockieren“ erweitert). Solche Äusserungen können auch strafrechtliche Konsequenzen haben.
  • Inwiefern die Anonymität gewährleistet ist, ist wie bei jeder Socialmedia App von vielen Faktoren abhängig. Nicht nur über die IP-Adresse sind wir identifizierbar, auch wählen wir meist gleiche Nutzernamen, e-Mailadressen usw. wie für andere Socialmedia Anwendungen. Verknüpft man seine Konten, muss man mit direktem Datenaustausch zwischen den Apps rechnen.
  • Dass anonyme Feedbacks wertvoller sind, ist zu bezweifeln. Jeder hat mal einen schlechten Tag und anonym seine Laune an anderen Personen auslassen hat nichts mit konstruktivem Feedback zu tun.

 

Wie kann ich mein Kind schützen?

Das Gespräch mit dem Kind über Socialmedia ist nicht einfach. Als Mutter oder Vater ist man oft in grosser Sorge. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber, wenn es um die Sicherheit des Kindes im Netz geht. Wie können Sie also mit ihrem Kind dennoch über Thematiken, die Sarahah aufwirft, diskutieren?

  • Am besten kann man natürlich mitdiskutieren, wenn man selbst eine Sarahah Anmeldung hat.
  • Nutzen Sie neue Apps immer zusammen mit dem Kind. Führen Sie dabei Diskussionen über Strategien zur Onlinesicherheit und lassen Sie das Kind über Erfahrungen aus der Socialmedia-Welt frei erzählen – ohne gleich alles zu werten.
  • Vergessen Sie dabei nicht, über grundlegende Sicherheitsmassnahmen zu sprechen: Schutz des Passwortes, Handynummern, e-Mailadressen und allgemein private Daten.
  • Eine „Meldefunktion“ gibt es fast in fast allen Socialmedia-Apps. Doch was meldet man? Was sind unangemessene Inhalte? Kinder agieren oft nach den Wertvorstellungen der Eltern, auch wenn sie das nicht offen vor Ihnen zugeben. Es lohnt sich also auch hier, das Gespräch zu führen.
  • Auch die rechtlichen Konsequenzen von Nachrichten mit Bedrohungen oder sexuellen Inhalten sollen Thema eines Gespräches sein. Anonymität im Netz hat sehr schnell seine Grenzen, wenn es um strafwidrige Inhalte geht.
  • Bei zischtig.ch lernen Kinder und Jugendliche in Workshops, was für einen digitalen Fingerabdruck wir im Netz hinterlassen und wie man sich schützt. Werben Sie an Ihrer Schule für Kurse mit zischtig.ch. Oder bestellen Sie uns für Kurse mit privaten Gruppen.

 

Wie erfahre ich, ob mein Kind gemobbt wird?

Achten Sie auf besorgniserregenden Zeichen im Verhalten des Kindes. Anzeichen, dass gerade was schief läuft könnte sein, wenn sich das Kind von Freunden und der Familie zurückzieht. Wenn Sie merken, dass das Selbstwertgefühl abnimmt oder die Persönlichkeit Ihres Kindes sich sehr stark verändert hat. Holen Sie Hilfe, wenn Sie Warnsignale wahrnehmen und vertrauen Sie dabei unbedingt auf Ihren Instinkt!

 

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