Die Jugendlichen brauchen das Handy zum Lernen. Und auch sonst sind Smartphone und Tablet so persönlich und bedeutsam, dass Jugendliche keine Regeln wünschen. Medienerziehung wirkt zuweilen wie die Quadratur des Kreises. Ein Lösungsansatz. 

Die Wichtigkeit des Handys sei hier nicht bestritten. Der Lehrplan 21 sieht denn auch die Vermittlung von Medienkompetenz vor. Dies verlangt immer öfter den Einsatz des Smartphones beim Lernen. 

Konflikte

Gestritten wird dagegen zuhause. In vielen Familien führt die Smartphone-Nutzung der Teenager zu Konflikten. Während bei Müllers lediglich heftig über Handy-Nutzungszeiten diskutiert wird, knallen bei Mosers schon die Türen. Oft werden in der Auseinandersetzung bezüglich Umfang und Art der Mediennutzung auch kulturelle Konflikte ausgetragen oder die Ablösung geübt. Und viele Eltern stellen sich die Frage: „Muss ich da noch was? Und wenn ja: Was funktioniert?“

Auseinandersetzung als Dienstleistung

Die Aufgaben der Eltern verändern sich nach der Kindheit massiv. Ging es bis anhin ums Ernähren, Einkleiden und zur Schule begleiten, stehen im Zusammenleben mit den nun jugendlichen Mädchen und Jungen andere Eltern-Jobs im Vordergrund. 

Zum einen bringt die neurologische und soziale Entwicklung mit sich, dass die Jugendlichen mehr Risiken eingehen. Eltern können über die Auseinandersetzung die Risiken präsenter machen. Und: Allenfalls können Massnahmen zur Sicherung geplant werden. 

Ausserdem gehört die Auseinandersetzung auch zur Meinungsbildung. Jugendliche müssen ihre Ansichten „entwickeln“. Dies geschieht auch in der Auseinandersetzung mit den Eltern. Auch wenn das nervt und zuweilen so wirkt, als würde man die Beziehung zu den Kindern gefährden. Dem ist nicht so. Vielleicht gut zu wissen: In zwei, drei Jahren werden Ihre Kinder in etwa das vertreten, was Sie heute sagen. Sie als Eltern geben jetzt Orientierung. 

Merksatz: Quadratur des Kreises

Und: Den Jugendlichen in Sachen Medien etwas mitzugeben ist nach wie vor möglich. Jugendliche sind nicht per se fit. Und wie dargelegt: Die Auseinandersetzung ist das, was Eltern geben können. 

Die folgenden vier Punkte können im Alltag Orientierung geben: 

  • Verstehen: Einerseits bedarf es für eine angemessene Medienerziehung des Verständnisses für die Situation und die Herausforderungen der Jugendliche. Sie müssen ja erst lernen diese Medien angemessen zu nutzen. Dies verlangt ein gewisses Verständnis. Ausserdem geht es um Wertschätzung. Jugendliche, die eine solche erfahren gehen besser auf die Auseinandersetzungen ein. Die elterliche Intervention ist nachhaltiger. 
  • Konfrontieren: Damit Auseinandersetzung geschieht ist aber auch Konfrontation mit erwachsenen Werten und Ansprüchen notwendig. Dies muss nicht heissen, dass alles schlecht gemacht wird. Es geht um die Konfrontation mit Fakten, mit Beobachtungen, mit möglichen Konsequenzen und Ängsten. Wie erwähnt: Diese Konfrontation ist auch notwendig um die Risikoeinschätzung der Jugendlichen zu verbessern. 
  • Regulieren: Konfrontation ist wichtig. Und manchmal braucht es auch Regulierung. Dann, wenn Jugendliche sich durch die Mediennutzung selber gefährden. Sei dies durch eine exzessive Social-Media-Nutzung, durch die Isolation in Games oder mittels eine Pornografiesucht. Als Eltern haben wir hier schlicht die Pflicht, regulierend einzugreifen. In diesem Sinne auch begrenzend einzugreifen. 
  • Fördern: Schliesslich gibt es immer wieder Themen, die wir Eltern zusammen mit den Kindern gemeinsam beraten und Neues lernen können. In einigen Bereichen haben wir Eltern den Jugendlichen auch einiges voraus. Mit Vorbild, Erklärung und Einflussnahme kann eine konstruktive Mediennutzung gefördert werden. 

Mehr zu diesen Ansätzen in kommenden Artikeln. 

Ausgewogen

Es darf wohl als anerkannter Grundsatz betrachtet werden, dass Extreme und einseitige Handlungskonzepte wenig bringen. Der eben vorgestellte Zugang berücksichtigt dies vollumfänglich. Es geht nicht nur um die Konfrontation, auch das Verstehen hat seine Bedeutung. Regulierung macht nur Sinn, wenn wir auch die Förderung im Auge behalten. 

(Mehr über diesen Ansatz erfahren Sie auch an den Elternabenden für Eltern von Sekundarschüler*innen und Gymnasiast*innen.)