Im Rahmen des CAS Medienpädagogik des Schulamtes St. Gallen haben die Studierenden von Januar bis Juni 2016 diverse Projekte zur Medienpädagogik durchgeführt. Eine Gruppe von Oberstufenlehrkräften hat das Thema Bruchrechnen mithilfe eines Peer-to-Peer-Projektes bearbeitet. Schüler und Schülerinnen erstellten selbständig Lernfilme zu den Grundlagen des Bruchrechnens, zu KGV und GGT. 

 

2015 wurde ich eingeladen, als Coach für Abschlussprojekte zum CAS Medienpädagogik des Schulamtes St. Gallen eine Projektgruppe zu begleiten. Mit diesem Studiengang werden Lehrpersonen und Fachkräfte der schulischen Betreuungsangebote dafür ausgebildet, die kantonalen Vorgaben zur Medienbildung an der Volksschule umzusetzen. Ich durfte drei Lehrkräfte der Sekundarschule begleiten.

 

Die Idee

Die Idee für die Projektarbeit kam den Dreien während einer Kaffeepause: Wir lassen die Lernenden selbständig Lernvideos erstellen. Damit werden sie ein Thema vertieft bearbeiten und ausserdem einiges an Medienkompetenz dazu lernen. Wir lassen sie das in kleinen Gruppen tun, sie werden also in der Peergroup lernen. „Peer Education Video Learning System“, kurz „PEVLS“ war geboren.

Die Lehrkräfte führen unterschiedliche Jahrgangsklassen. Um gemeinsam vorzubereiten wählten sie das Thema „Bruchrechnen“, welches in jedem Schuljahr eine Rolle spielt. Für die Lernenden natürlich keine besonders attraktives Thema. Doch schnell wurde spürbar: Mit einer veränderten Arbeitsweise und dem Einsatz aktueller Medien kann auch ein solches Thema sowohl mit viel Motivation als auch einer guten Nachhaltigkeit bearbeitet werden.

 

Die Durchführung

Nach einer Einführung in den Stoff waren die Lernenden aufgefordert, in Gruppen zu einem Aspekt des Bruchrechnens ein Lernvideo zu erstellen. Die Gruppen sollten die Arbeiten selbständig durchführen. Wo es zusätzliches Know-how braucht, sollten erst andere Projektgruppen, also Gleichaltrige konsultiert werden. Für die Gruppenbildung mussten sie beachten, dass in jeder Gruppe jemand für eine der folgenden Rollen einstehen kann:

  • SachverständigeR: Begreift das Thema.
  • TechnikerIn: Kann die technische Produktion anleiten.
  • Regie: Kann den Prozess lenken und auch das Drehbuch zum Video verantworten.

Ausserdem sollten die Lernenden nicht mit den besten Freunden oder Freundinnen zusammenarbeiten. Um auch von der speziellen Arbeitsweise lernen zu können, protokollierten die Jugendlichen auch die Erfahrungen bezüglich Austausch und Lernerfolg.

 

Herausforderungen

Bekanntermassen sind viele Schulen nicht für eine „schnelle Medienproduktion“ ausgerüstet. Zudem lässt sich eine „Videoskizze“ am einfachsten mit einem Handy erstellen. Das ist eine Herausforderung, wenn an der Schule ein Handyverbot besteht. Doch: Beide Herausforderungen wurden im Rahmen dieses Projektes relativ locker gemeistert. Die Lernenden durften für das Projekt auch ihre eigenen Smartphones mitbringen. Sie nutzen diese massvoll und vernünftig. Dank Memory-Sticks und Cloud-Speicher ist der Datenaustausch kein Problem.

Zu klären war die Frage, mit welcher Qualität ein Video schliesslich auf Youtube geladen werden kann. Sicherheitshalber musste das Video von der Lehrkraft geprüft und freigegeben werden. Für 70% der Arbeiten kein Problem. Die Schülerinnen und Schüler haben selber sehr hohe Ansprüche entwickelt.

Eine Herausforderung für die Jugendlichen sind die teils abschätzigen Kommentare, welche zu den Videos auf Youtube abgegeben werden. Hier ist Begleitung durch die Lehrkräfte gefragt: Es muss thematisiert werden, weshalb solche Kommentare kommen und warum man auf diese nicht reagieren soll.

 

Ergebnisse

Die Jugendlichen liessen sich mit dieser Methode begeistern. Sie profitierten viel voneinander und entwickelten einen extrem hohen Qualitätsanspruch. Nichts von: „Das ist doch schon gut genug“. In der Freizeit wurde an noch besseren Umsetzungen gearbeitet. Durch das Austauschen und praktische Tun haben die meisten auch an Medienkompetenz dazu gewonnen.

Siebzehn der entstandenen Videos sind auf dem Youtube Kanal „school@home“ zu sehen. Wie sich zeigt, haben viele Powerpoint-Präsentationen vertont. Auch Whiteboard-Animationen sind zu sehen.

 

Erkenntnisse

Natürlich sind solche Vorhaben mit einem gewissen Aufwand verbunden. Zehn Lektionen sind im Minimum vorzusehen. Doch die Erkenntnisse aus dem Projekt sprechen für solche, an der Peer Education orientierten, Anlagen:

  • Die Jugendlichen lernen im Austausch viel voneinander.
  • Die Arbeit mit solchen Videos wirkt sehr motivierend.
  • Die Lernenden entwickeln einen eigenen Qualitätsanspruch.
  • Das Thema wird vertieft verstanden.
  • Die Lernenden entwickeln ein Produkt, auf welches sie stolz sein können.
  • Die Gruppe profitiert durch die Erfahrung für Künftige Gruppenarbeiten.
  • Das Lernen mit Lernvideos rückt ins Bewusstsein der Jugendlichen.

 

Ein Kompliment und vielen Dank an Gion T. Berther, Michael Gübeli, Markus Schaffner deren deren Klassen für Ihr Engagement.