Nicht alle, und nicht immer, aber immer öfter sind auch wir Erwachsenen viel online und viel am mobilen Gerät. Eine ehrliche Überprüfung könnte zeigen, dass ich mit dem Handy kein Problem habe. Aber ohne. In diesem Falle wirkt sich eine Veränderung für die ganze Familie positiv aus.  

Wie die JAMES-Studie 20161 zeigt, muss aktuell für mehr Handyfreie-Zeit gesorgt werden. Auch hier gilt: Das Beste ist natürlich, wenn die Eltern vorangehen und das für sich experimentieren und umsetzen. Das wird auch von den Kindern wahrgenommen, wenn die Eltern nicht mehr mit dem Tablet ins Bett gehen. Es wird wahrgenommen, wenn die Eltern beim Essen wieder Zeit haben. Kinder sehen es, wenn wir wieder handyfreie Räume schaffen. Natürlich klingt das erst mal konservativ und nervig. Doch wir können davon profitieren. Selbst die Beziehung zum Partner oder zur Partnerin profitiert.

 

Nur die Jugendliche? Wirklich?

Lange war es wirklich so, dass vor allem die Jugendlichen „Neue Medien“ nutzten. Heute sind digitale Medien nicht mehr neu und selbst Oma und Opa sind immer wieder auf WhatsApp oder Facebook anzutreffen. Diese Verschiebung müssen wir uns vielleicht erst bewusst machen. Die Mediennutzung von Eltern und Jugendlichen unterscheidet sich immer weniger. Es wird immer schwieriger, von Pubertierenden Zurückhaltung zu erwarten wenn die wichtigsten Bezugspersonen selbst noch keinen guten Umgang mit den Geräten und Diensten gefunden haben.

 

Der Test

Die angeregte Überprüfung und eventuelle Veränderungen sind nicht ohne. Bei sich selbst hinzuschauen ist wohl das Anspruchsvollste. Vielleicht ist einem die abendliche Serie auf dem Tablet im Bett bereits zur lieben Gewohnheit geworden. Man hat sich vielleicht auch schon ein paar Rechtfertigungen zurechtgelegt: „Schliesslich arbeite ich sehr hart, etwas Entspannung habe ich einfach verdient.“ Auch das Handy bei Tisch ist „für Erwachsene ok“. Schliesslich könnte bei mir etwas wirklich Wichtiges reinkommen. Eine Selbstüberprüfung ist also keine leichte Angelegenheit. Folgendes kann helfen:

  • Fragen Sie den Partner, die Partnerin oder auch die Kinder, wie diese Ihre Handy- und Tabletnutzung erleben.
  • Verwenden Sie Apps wie „Offtime“ (Android) oder „Moment“ (iPhone) um Ihre Handynutzung über eine objektive Messung zu versachlichen.
  • Versuchen Sie für ein Wochenende ganz auf Handy und Tablet zu verzichten. Stellen sich Langeweile oder Entzugserscheinungen ein, so sind das klare Alarmsignale.

Oft ist zu beobachten, dass sich bereits die Auseinandersetzung mit den Handy-Gewohnheiten günstig auf das eigene Verhalten auswirkt. Man nimmt sich vor, das Gerät für gewisse Zeiten beiseite zu legen. Und bei vielen Erwachsenen reicht das auch, um auf eine neue Gewohnheit zuzugehen. Vorbildlich!

 

Tipps für die Veränderung

Manchmal aber ist die Veränderung schwierig. Was macht man mit der freien Zeit? Was denkt der Partner, wenn man plötzlich Zeit zum Reden hätte? Was machen wir im Bett ohne die Tablets? Aufgrund von Gesprächen mit Eltern können wir folgende Tipps geben:

  • Machen Sie schon die Selbstüberprüfung zusammen mit dem Partner oder der Partnerin.
  • Die guten Vorsätze aufs neue Jahr bringen wenig. Sich Grosses vorzunehmen ebensowenig. Wer mit kleinen Experimenten beginnt hat in der Regel mehr Erfolg. Probieren Sie erst nur kurze handyfreie Zeiten aus.
  • Hilfreiche Vorgehensweisen: Vielleicht beginnen Sie damit, auf dem Handy keine Mails mehr zu lesen. Oder suchen Sie sich ein gutes Buch auf Papier für etwas Lektüre vor dem Schlafen gehen.
  • Rechnen Sie damit, dass es auch Spannungen geben kann. Rechnen Sie aber auch damit, dass das zu einer neuen Qualität in der Freizeit führen kann. Wenn das Gespräch mit dem Partner oder der Partnerin nicht gelingt kann eine Kurztherapie tatsächlich Wunder bewirken. Oder tauschen Sie sich an einem Päärchenabend über solche Themen aus. Werden Sie kreativ bei der Ideensuche guter Offline-Programme.

 

 

  1. https://www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/2016/Ergebnisbericht_JAMES_2016.pdf []