In der Begleitung Jugendlicher spielen auch „zeitbedingte“ Themen eine Rolle. Beispielsweise brauchen wir wieder „Offline-Zeit“. Aufgrund der sorglosen Handynutzung muss auch für Datensensibilität und ein neues Misstrauen geworben werden. 

Die JAMES-Studie 20161 – diese untersucht das Medienhandeln der Jugendlichen – zeigt es deutlich: Jugendliche sind immer mehr online. Gemäss Selbsteinschätzung 2,5 Stunden täglich. Am Wochenende sind es gar über 3,5 Stunden. Jugendliche sind ausserhalb des Unterrichts bald pausenlos mit Bildschirmmedien befasst. So kommt selbst die JAMES-Studie zum Schluss, dass hier Handlungsbedarf besteht: „Sinnvoll ist eine klare Beschränkung der Medienzeit der gesamten Familie z.B. während Essenszeiten, Gesprächen, gemeinsamen Familienunternehmungen und abends im Schlafzimmer.“

 

Zusammen essen?

Natürlich sind die Jugendlichen nicht nur am Glotzen oder Gamen. Sie sind im Austausch mit Kollegen und Kolleginnen. Sie leisten Beziehungs- und Identitätsarbeit. Dennoch lässt sich immer öfter beobachten, dass die Ausgestaltung der Beziehungen in der Familie wegen der Zerstückelung von Zeit und Aufmerksamkeit durch die Anforderungen der digitalen Kommunikation gestört ist. Die Nachricht der anderen ist wichtiger. Daher: Smartphones und Tablets müssen während den Essenszeiten verbannt werden. Das kann natürlich auch für die Eltern eine Herausforderung sein.

 

Bist du noch da?

Immer öfter ist es den Jugendlichen (und Erwachsenen) auch nicht mehr möglich, mal einfach im Moment zu verharren, tagträumen oder mal nichts zu tun. Ohne die permanente Aktivierung durch Medien fühlen sich immer mehr Menschen einfach leer. Im Tagesanzeiger vom 12. November 20162 schreibt die Psychiaterin Fulvia Rota zu den Nachteilen des Smartphones: „Mit ihm gehen die Möglichkeiten der Ablenkung einher. Droht Langeweile, so schaut man nach, was andere gerade tun, oder sucht nach neuen Apps zum Herunterladen. … Wir werden davor bewahrt überlegen zu müssen, was in uns vorgeht. Unangenehme Gefühle kann man so ganz einfach ausweichen. Wir halten die Leere, die Langsamkeit, die Ohnmacht nicht mehr aus.“ Die Ausführungen von zischtig.ch zu diesem Thema zielen nicht darauf ab, die Medien „radikal zurückzudrängen“.

 

Ankommen im 21. Jahrhundert

Wir können den sinnvollen und gelingenden Umgang mit Medien lernen. In gewisser Weise muss dieser aber noch erfunden werden. In diesem Sinne ist auch die Diskussion um die Verwendung persönlichen Spuren, welche wir im Internet hinterlassen, noch nicht abgeschlossen. Es scheint den meisten zu dämmern, dass nicht alles gratis sein kann. Doch werden gesammelte Daten aus Gratis-Apps usw. auch fair und anständig verwendet? Ethisch korrekt?

 

Datensensibilität

Derzeit schwört alle Welt auf Medienkompetenz. Leider geht in den Bemühungen um die Vermittlung der Grundlagen gerne mal vergessen, dass dies nicht reicht3. Zeitweilig müssen spezifische Kompetenzen hervorgehoben werden. So empfiehlt etwa Larissa Schweden auf perspective-daily.de die Förderung von „Datensensibilität“4. Als Zusammenfassung ihrer Arbeit könnte man folgende Forderungen sehen: Webcam abkleben, WLAN besser sichern, Anti-Tracking-Tools installieren und die Häkchen bei Facebook & Co. überprüfen. Leben wir Eltern solches vor?

 

 

  1. https://www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/2016/Ergebnisbericht_JAMES_2016.pdf []
  2. http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/wir-halten-die-leere-nicht-mehr-aus/story/17501669 []
  3. Passender Fachartikel: https://zischtig.ch/fuer-die-medienkompetenz-die-grenzen-sehen/ []
  4. Artikel unter https://perspective-daily.de/article/119/uOnO3Znr []