Der Streaming-Dienst Netflix hat die Welt im Sturm erobert. Auch viele Familien haben mittlerweile ein Netflix-Abo. Sind die Nachteile schon bekannt?.

 

Was ist Netflix?

Ab knapp 12 Franken im Monat kann man auf dem Fernseher, dem Smartphone, auf dem Tablet oder am Laptop Filme und vor allem Serien schauen. Junge Leute verzichten gelegentlich gar auf die Installation eines Fernsehers, die Netflix-App allein reicht vielen vollkommen aus.

Wer zu Hause kein eigenes Abo hat, kann sich mit Freunden arrangieren und sich ihr Passwort geben lassen. So funktioniert es auch. Der KTipp hat bereits berichtet, wie geschummelt werden kann: www.ktipp.ch/artikel/d/fuer-60-franken-pro-jahr-netflix-filme-anschauen/

 

„Binge Watching“ ist angesagt

Während man früher noch eine scheinbar unendlich lange Woche warten musste, bis die nächste Folge der Lieblings-Fernsehserie ausgestrahlt wurde, kann man heute auf Netflix nächtelange Staffel-Marathons abhalten. Aus „nur noch eine Folge!“ ist schleichend „nur noch eine Staffel!“ geworden.

2015 wurde der englische Begriff „Binge Watching“ (dt. „mehrere Folgen einer Serie nacheinander schauen“) zum Wort des Jahres deklariert.

 

Eine harte Probe für die Selbstdisziplin

Im Bett, im Zug, auf der Toilette, im Büro und in der Schule: Netflix ist überall mit dabei. Kinder und Jugendliche erzählen oft, dass sie Mühe haben, sich selbst zu kontrollieren. Zu gross ist die Versuchung; mit zwei Klicks ist man mittendrin in der virtuellen Welt von Drachenköniginnen,  Superhelden oder Monstern, zwischen Teenage-Dramen und Gangster-Geheimnissen. Schnell vergisst man nebenbei die eigenen Probleme, Konflikte und Pflichten. Wenn dann noch jede Folge im spannendsten Augenblick endet und die nächste automatisch abgespielt wird, ist das Aufhören schwierig. Auch ohne Internetverbindung kann man Netflix geniessen, wenn man die Inhalte im Vorhinein lädt.

Nicht selten leidet darunter auch die schulische Leistung; die Hausaufgaben bleiben auf der Strecke, die Augen während der Geometrie-Stunde werden müde und die Noten fallen tiefer aus.

 

Ausgetrickst!

Netflix kommt im Gegensatz zu RTL & Co. ohne grosse Werbeblöcke aus. Was gerade für Eltern erst als Vorteil erscheinen mag, wird schnell zum Fluch. Oft verspricht man den Kindern, dass sie noch „eine“ Episode einer Serie schauen dürften. Bei Netflix kommt zwischen den Episoden aber keine Werbung. Bis man aus der Küche im Wohnzimmer angelangt ist um den Fernseher auszuschalten, läuft bereits die nächste Folge. Konflikte sind so vorprogrammiert.

 

Wie kann man Abhilfe schaffen?

Netflix gab 2016 bekannt, dass ein User täglich 100 Minuten Filme, Dokumentationen oder Serien schaut. Dabei nicht eingerechnet ist die Zeit, die damit verbracht wird, sich für geeignete Inhalte zu entscheiden.

Die folgenden Tipps können dabei helfen, den Netflix-Konsum zu reduzieren.

 

Zeit im Voraus definieren

Oft wird Netflix gestartet ohne sich darüber im Klaren zu sein wie lange man bleibt. Gerade bei Serien schauen viele einfach mal drauflos bis ihnen die Augen zu fallen. Oft bleibt es nicht bei einem Film; es kommt am Schluss keine störende Werbung, dafür werden bereits ähnliche Filmvorschläge angezeigt. Und da möchte man dann vielleicht auch noch kurz reingucken. Deshalb ist wichtig: setzen Sie vorher schon ein Zeitlimit. Das kann heissen „nach zwei Folgen wird ausgeschalten“ oder „nach 30 Minuten ist Schluss“. Wenn nötig, wird sogar ein Wecker gestellt.

 

Netflix-App nicht auf mobile Geräte

Das Smartphone hat man immer in der Nähe, ist handlicher als das Tablet und muss vielleicht nicht wie der Laptop zuerst aufgestartet werden. Mit dem Smartphone können Sie leichter überall und zu jeder Zeit netflixen, ob zu Hause oder in der Öffentlichkeit. Deshalb; die App gar nicht erst installieren oder wieder vom Handy löschen. Bei Kindern kann es auch helfen, wenn die App nicht auf dem Tablett ist. Dann erinnert das rote „N“ auf schwarzem Hintergrund nicht ständig an die Möglichkeiten.

 

Kein Glotzen aus Langeweile

Digitale Medien werden oft dann zur Unterhaltung genutzt, wenn sonst nichts zu tun ist oder etwas Unangenehmes ansteht, was Sie gerne aufschieben möchten. Besonders Netflix ist ein Langeweile-Vertreiber oder Aufschub-Apparat. Stellen Sie also fest, dass Netflix nur aus Langeweile aufgerufen wird, sollten Sie dagegen vorgehen. Gibt es andere Möglichkeiten, wie ich mich entspannen oder unterhalten kann? Auch wenn diese Tätigkeiten eventuell mit etwas mehr Aufwand verbunden sind, als Netflix mit zwei Klicks zu starten? Es muss überlegt werden, wo Mehrwert drinsteckt. Etwas erledigen, was schon lange fällig ist? Oder etwas machen, was man bereits seit Ewigkeiten ausprobieren möchte? Oder schlicht und einfach ein Buch lesen? Alles ist möglich.

 

Text: Anouk Brunner
Bild und Bildrechte: Joachim Zahn