Welchen Messenger wählen WhatsApp-Flüchtlinge? Swiss-Security, Coolness, Exoten oder das gute alte SMS? Eine Typenbetrachtung.

Natürlich ist noch nicht klar, ob sie definitiv umsteigen. Dennoch: Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind wenigstens dabei, alternative Messenger auszutesten ((Einen aktuellen Vergleich der Messenger Dienste finden Sie unter https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/social-media/whatsapp-alternativen/)). Mein Glückwunsch! Löscht WhatsApp bitte so bald wie möglich! Setzt ein Zeichen gegen Facebooks Überheblichkeit! Wäre ja noch schöner, einer einzelnen Firma die Weltkommunikation anzuvertrauen, ethisch verwerflich und innovationsfeindlich.

Die Qual der Wahl

Tests sind sicher keine schlechte Idee. Mensch will wissen, bei welchem Netzwerk bereits mehr Freundinnen und Freunde angemeldet sind((Zur Verbreitung der Messenger: https://www.messengerpeople.com/de/weltweite-nutzer-statistik-fuer-whatsapp-wechat-und-andere-messenger/)). Niemand will im Abseits stehen und womöglich vereinsamen. Diese Angst ist lähmend und führt dann oft auch zum Verbleib bei WhatsApp. Keine Panik! WhatsApp-, beziehungsweise Facebook-Deserteure sind in der Regel weder einsam noch asozial. Im Gegenteil.
Zudem ist die Wahl des Netzwerks auch ein Bekenntnis. Bereits der Wechsel sagt ja: „Ich bin kritisch, bewusst und engagiert!“

Szenemässig oder bürgerlich?

Mit der Wahl des Messengers entscheidet man sich natürlich für gewisse Vor- und Nachteile. Und vielleicht auch für Vorurteile. Willst du einfach als hippe Openair- und Partymaus durchgehen, so wählst du selbstverständlich Snapchat. Auch nächtliche Wodka-Trinker und Joint-Raucher entscheiden sich für das weisse Gespenst auf gelbem Grund. Haben Sie Geld (CHF 3.-) und vertrauen vor allem den Schweizer Anbietern und der Schweizer Rechtssprechung, so nehmen Sie auf jeden Fall Threema. Sicher, bürgerlich und gut für Leute, die kein zu wildes Leben haben.
Du hast den Groove der Klimabewegung im Blut? Telegram! Du verkaufst geheime Informationen ins Ausland? Signal! Business? Skype! Startupper: Hangouts! Lehrpersonen: Wire! Dauerarbeiterinnen und Möchtegern-ITler: Slack! Chinesin: WeChat! Ukrainer: Viber! Alp-Öhi: SMS!

Oder mehrere Messenger?

Wer sich nicht festlegen möchte, kann natürlich auch erst verschiedene Messenger bedienen. Eigentlich kein Problem. Zeige ich mich allenfalls sogar gerade damit besonders weltoffen, vielseitig und besonders kommunikativ? Ready for the future?
Die aktuellen Handys schaffen locker ein paar Messenger nebeneinander. Das bisschen mehr Akku-Verbrauch macht’s nicht aus. Und von den Grundfunktionen her bieten die meisten Messenger etwa das gleiche Spektrum. In der Regel sind es nur Details, die ein Extra bieten. So kann man bei Telegram programmieren, dass eine Nachricht erst später versandt wird. Ich kann dann also so tun, als würde ich morgens um 5 Uhr – eben auf dem Heimweg aus dem Ausgang – noch munter Nachrichten verschicken. Natürlich kann ich bei meinem Chef auch späte Arbeit vortäuschen. Aber ist das wichtig?

Im Ernst …

Tests und Vergleiche machen Sinn. Denn jede Nutzerin und jeder Nutzer hat so seine Gewohnheiten und Präferenzen. Ich beispielsweise habe mit meiner Tochter zwar so viel „gesnapt“, dass wir bereits über hundert Flämmchen (Auszeichnung von Snapchat, die man erhält, wenn man sich jeden Tag mindestens ein Foto zustellt) habe, dennoch bin ich eigentlich zu alt für diese Form der Kommunikation. Ausserdem vermisse ich da das Webinterface für eine Texteingabe mit dem Zehnfingersystem. Also besser Threema? Haben wir jetzt als Pflicht-Team-Chat. Das ist sooo sicher, dass die Nachrichten gleich vom Server gelöscht werden. Wenn ich also über den Webmessenger schreiben will, ist mein Handy in Dauerverbindung mit dem Rechner. Nicht so toll für den Akku. Für meine Kontakte zu den Gamer-Jungs muss ich dann doch Telegram nutzen. Geht. Meine Mutter hat SMS.

Kann ich Ihre Telefonnummer haben? Vielleicht Ihre Mailadresse?

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