Was ist Konditionierung?
Von klassischer Konditionierung spricht man, wenn Menschen oder Tiere lernen, nach einem bestimmten Signal ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Dabei ist das Signal kein natürlicher Reiz. Wie wenn eine Person durch das Geräusch des Bohrers beim Zahnarzt Angst bekommt und wegrennen möchte. Diese Person wurde auf das Geräusch konditioniert Angst zu bekommen.
Dabei gibt es positive Verstärkungen, wie wenn eine Maus durch Drücken eines Knopfes Futter bekommt. Bei der negativen Verstärkung wird eine Maus beispielsweise ständig leicht unter Strom gesetzt und beim Drücken eines Knopfes abgestellt.
Bei der positiven Bestrafung bekommt eine Maus einen Stromschlag, wenn sie einen Knopf drückt, den sie nicht drücken soll. Bei der negativen Bestrafung würde beispielsweise eine Maus die gelernt hat, dass beim Knopfdrücken Futter gegeben wird, plötzlich kein Futter mehr erhalten.
Wie funktioniert Konditionierung?
Es gibt also immer einen Reiz und eine darauffolgende Reaktion. Bei der Konditionierung gibt es noch einen anderen Reiz, einen, der nicht natürlich angeboren ist. Diese Verbindung von diesem Reiz mit einer Reaktion kann erlernt werden, indem der Konditionierungs-Reiz und der natürliche Reiz immer kurz nacheinander präsentiert werden. Nach einer Weile kann dann der angeborene Reiz weggelassen werden und die Konditionierung ist abgeschlossen.
Das funktioniert mit Verstärkungen oder Bestrafungen.
Wie geht das bei den Medien?
In der digitalen Welt werden wir ebenfalls konditioniert. Der Handy-Reflex zum Beispiel: Wir schauen aufs Handy in der Hoffnung auf Belohnungen wie Nachrichten oder Likes. Die meisten Menschen kennen diesen Handy-Reflex. Man steht an der Bushaltestelle und muss noch einige Minuten warten und zack hat man schon das Handy in der Hand und weiss gar nicht warum eigentlich. Neben der Belohnung gibt es aber auch eine Bestrafung. Wir fürchten nämlich etwas zu verpassen, wenn wir nicht aufs Handy schauen.
Und bei meinem Kind?
Kinder sind oftmals auch schon von den digitalen Medien konditioniert worden. Viele Apps benutzen dazu Tricks, um uns möglichst abhängig zu machen.
Ein Beispiel dafür wären die Endless Scrolls, wie sie bei TickTok oder YouTube Shorts verwendet werden. Die Videos sind nie zu Ende, man kann immer weiter und weiter scrollen und mehr Videos schauen. Deshalb bekommt unser Gehirn auch nie eine Belohnung, weil die Aufgabe niemals fertig wird. Da es auch keine Zwischenziele wie Levels zum Beispiel gibt, fällt es den Kindern besonders schwer die Geräte wegzulegen.
FOMO, Fear Of Missing Out, oder anders gesagt die Angst etwas zu verpassen ist bei Kindern und Jugendlichen meist besonders hoch. Die Kinder schauen bei jeder Benachrichtigung aufs Handy, auch wenn hunderte von Spam-Nachrichten im Klassenchat verschickt werden. Es könnte etwas Wichtiges dabei sein, oder? Auch Erwachsene kennen dieses Problem. Dazu kommt, dass manche Apps manche Dinge nur zeitlich begrenzt anzeigen. Die zeitliche Verknappung verstärkt nochmals FOMO.
Auch die Belohnung durch Likes ist eine Art der Konditionierung. Eigentlich haben diese nämlich in der Regel keinen realen Nutzen für Kinder und Jugendliche, jedoch dienen sie als Belohnung in der Konditionierung.
Aber auch Lesebestätigung sind ein Mittel Kinder zu konditionieren. Sie fordern eine schnelle Antwort auf gesendete Nachrichten, was natürlich einen sozialen Druck auslöst.
Weiter gibt es auch den Besitztumseffekt. Durch Nutzung von Apps verspüren Kinder eine Bindung an Apps durch den Content und die Follower, die sie dort vielleicht aufgebaut haben. Das alles durch Löschen der App wieder zu verlieren, wird als Bestrafung angesehen und will von den Kindern vermieden werden.
Was hat diese Konditionierung für Folgen?
Die Konditionierung von Kindern auf digitale Medien kann verschiedene Folgen haben. Zum einen zerstören Töne und Mitteilungsbanner die Aufmerksamkeit. Kinder können sich nicht mehr richtig konzentrieren, haben eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne und lernen so folglich auch langsamer. Dazu kommt die Ablenkung durch die Medien. So können Kinder Aufgaben schlechter lösen, sind unzufriedener und mehr gestresst.
Und jetzt?
Müssen wir das einfach so akzeptieren?
Nein, das müssen wir nicht. Konditionierungen sind nicht unzerstörbar, sondern können auch wieder gelöst werden. Der erste Schritt dabei ist die Verhaltensänderung. Darüber erfahren Sie mehr im nächsten Artikel.