In diesem Kapitel lesen Sie das Allernötigste zum Thema „Digitale Medien für Kindergartenkinder und Kinder an der Unterstufe“. Mehr erfahren und lernen Sie an den entsprechenden Elternabenden mit zischtig.ch. 

Wo stehen die Kinder im Alter von etwa 5 bis 8 Jahren?

Das Entdecken von Beziehungen, Gegenständen und Plätzen steht in diesem Alter im Vordergrund. Die Kinder eignen sich dabei motorische und soziale Fähigkeiten an. Anhand von Erfolgserlebnissen im Raum und im Spiel mit anderen Kindern festigen sie ihr Vertrauen auf Selbstwirksamkeit und Selbstwert.

Kinder in diesem Alter erleben vieles noch fast „magisch“. Sie haben eine blühende Phantasie. Dies kann zu grossen Hoffnungen, viel Vertrauen, aber auch grossen Ängsten führen. In dieser Phase wird auch „Moral“ entwickelt. Das Kind lernt, was ok ist und was nicht.

Kinder in diesem Alter brauchen vor allem viel Spielraum im und ums Haus. Dazu sind sie auf zuverlässige Partner (Eltern) und Regeln angewiesen. Den Kindern muss erklärt werden, warum etwas ok ist und warum nicht.

 

Welches sind die Herausforderungen?

Wenn nichts läuft, sind Kinder einfach gelangweilt. Sie empfinden das als unangenehm und werden entsprechend nervig. Zum Ausgleich dieser schlechten Gefühle lassen sie sich gerne ablenken. Auch Eltern reagieren gerne mit dem Angebot von Ablenkungsmöglichkeiten: Fernsehen, Games oder erste Ausflüge ins Internet. Dies ist aus verschiedenen Gründen nicht gut:

  • Kinder müssen lernen Langeweile auszuhalten. Es geht zwar um ein sehr ekliges Gefühl, aber das Aushalten solcher Gefühle ist zu überleben. Wenn Kinder das immer wieder erfahren, so sind sie besser für das Leben gerüstet.
  • Im Aushalten von Langeweile werden die Kinder auch lernen, dass sie plötzlich kreative Ideen haben und dass sie sich auch selbst beschäftigen können. Bis das  so ist, haben auch die Eltern einiges auszuhalten. Doch das gehört einfach dazu.
  • Weil Kinder gerne entdecken, möchten sie sich selbstverständlich auch mit digitalen Medien befassen und die dazu notwendigen Geräte auch besitzen. Hier eine Regel zu finden und durchzuhalten ist für Eltern manchmal hart. Doch: Es reicht, wenn Kinder an der Unterstufe lernen, eine Notfall-Handy zu bedienen. Bis zum 2. oder 3. Schuljahr brauchen Kinder keine eigenen digitalen Geräte.
  • Es ist viel wichtiger, dass Kinder draussen rumtoben, Hütten bauen und Rollenspiele durchführen können. Das ist zwar oft mit Aufwand, Schmutz und Lärm verbunden. Nicht attraktiv. Aber die beste Investition in die Zukunft der Kinder.

Welches sind die Probleme der Mediennutzung in diesem Alter?

Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit Kinder digitale Medien bedienen. Dies erweckt den Anschein, dass es völlig ok ist, wenn Kinder solche Geräte frei nutzen können. Leider ist die Nutzung digitaler Medien für die beschriebenen Entwicklungen eher hinderlich. Wichtige Entwicklungsschritte finden nicht statt, zuweilen ist gar von einer gesundheitlichen Gefährdung auszugehen. Das sind die Probleme:

  • Die einseitige audio-visuelle Beanspruchung des Gehirns führt dazu, dass sich andere Sinne nicht gleichermassen weiter entwickeln und erhalten. Spätere Lernschwierigkeiten sind die Folge.
  • Um Selbstwirksamkeit zu erfahren ist es wichtig das Kinder „dräckled“, in Gruppen spielen, Hütten bauen, Rollbrett fahren, werken und experimentieren. Während sie vor dem Bildschirm sind fehlen ihnen Zeit und Gelegenheit für diese Tätigkeiten. Zudem: Das Lernen mit „richtigem“ Material und Offlinefreundschaften pflegen ist wirkungsvoller als Lernen mit Lernprogrammen.
  • So gesehen: Praktisch jedes Lernen braucht neben dem eigenen Tun auch Beziehung. Geschichten, die am Fernsehen wahrgenommen werden, sind weder aus einer Beziehung heraus vermittelt noch in einer Beziehung reflektiert.
  • In der Zeit, in der Kinder am Bildschirm sind, sind Kinder nicht in Bewegung oder im Spiel mit anderen. Für körperliches Wohlbefinden und gesundes Wachstum sind dies jedoch ganz wichtige Faktoren. Kinder können nicht zu viel mit anderen spielen, aber zu wenig.
  • Es bestehen wichtige Hinweise dafür, dass die Strahlung digitaler Geräte die Gesundheit der Heranwachsenden massiv gefährdet. Und wenn auch die Grenzwerte als „zuverlässige Grösse“ bezeichnet werden, so warnt das Bundesamt für Gesundheit doch vor möglichen Effekten und empfiehlt Schutzvorkehrungen zu treffen. Selbst technisch versierte Fachleute warnen vor den Folgen der Bestrahlung. Martin Zahnd, Mitarbeiter bei IBM hat beispielsweise eine lesenswerte Schrift verfasst: www.zahnd.info/esmog.pdf
  • Letztendlich können in diesem Alter erste Suchtmuster gelegt werden. Das geschieht sehr schnell. Kinder lernen: „Mir ist Langweilig. Ich habe ein schlechtes Gefühl. Wenn ich Fernsehe bin ich abgelenkt. Ich fühle mich gleich besser. Also brauche ich nur genug Fernzusehen, dann geht’s mir gut.“ Wenn bereits Kinder dieses Prinzip verinnerlichen, so haben sie ein höheres Risiko eine Mediensucht zu entwickeln.

Welches könnten die Chancen der Mediennutzung sein?

Die kontrollierte Nutzung von Medien kann natürlich auch für diese Altersgruppe Chancen bieten. Schliesslich gilt: Medien sind heute derart wichtig, dass wir tatsächlich einiges lernen müssen. Und auch wenn vieles erst später gelernt werden kann, wenn Eltern ihren Kindern eine kreative oder kritische Mediennutzung beibringen, so ist viel gewonnen. Ein paar Beispiele:

  • Fernsehen ist ok, wenn es uns bildet und zu einer Horizonterweiterung beiträgt. Wenn sie den Fernseher also nutzen, um Neues zu entdecken, so lernt das Kind eine gute Funktion des Fernsehens kennen.
  • Mit digitalen Fotoapparaten kann das Kind ausnahmsweise auch mal seine Umgebung dokumentieren. Es lernt, Ausschnitte zu erkennen und abzubilden. Wenn es begleitet ist, so lernt es vielleicht auch, mit diesen Bildern eine Aussage zu machen.
  • etc. Mehr Beispiele hören sie an den Elternabenden.

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