Das Bundesamt für Sozialversicherungen gibt im Rahmen der nationalen Initiative „Jugend und Medien“ immer wieder neue Schwerpunkte bekannt. Für die Jahre 2019/20 wurde das Thema „Datenschutz“ auserkoren. Wie können Kinder und Jugendliche dafür sensibilisiert werden? Kein einfaches Unterfangen. Was können Eltern konkret tun?
Zu lesen gibt es ja vieles: Facebook verkauft unsere Daten. Die Schweizer Wirtschaft will das digitale Patientendossier auch gegen den Willen von Betroffenen einführen. Schweizer Provider speichern unseren Stimmabdruck. Google speichert unsere Suchanfragen. Datensammler verfolgen uns über die genutzten Seiten hinweg. Partner_innen stalken uns über Social Media oder per GPS. Für die Kinder scheint das aber alles völlig belanglos.
Kinder und Jugendliche erreichen?
Zugegeben: Das ist nicht einfach! Schnell kommen von Kindern, Jugendlichen oder auch Eltern die bekannten Killer-Argumente: „Da kann man eh nichts machen.“ Oder: „Ist mir doch egal.“ Vielleicht auch: „Ich hab eh kein Facebook.“ Im Unterricht von zischtig.ch hat sich jedoch auch gezeigt: Diese Aussagen haben oft mit einer empfundenen Ohnmacht zu tun. Sobald die Fachpersonen von zischtig.ch jedoch konkrete Beispiele bringen, einfache Lösungsmöglichkeiten aufzeigen und darlegen, dass das umsetzbar ist, werden die Kinder neugierig und offen. Das können auch Eltern leisten.
Konkrete Beispiele machen
Einfaches Facebook-Bashing reicht bei Kindern nicht. Selbst wenn sie mit WhatsApp oder Instagram natürlich auch zu den Facebook-Opfern gehören. Wer Kindern den Datenschutz schmackhaft machen möchte, muss konkrete Beispiele machen: „Stell dir vor, du müsstest vor einem Konzert im Hallenstadion den Veranstaltern erst mal dein Adressbuch sowie deinen Browserverlauf überlassen.“ „Ähäää? Eh nööd!“ wird Ihr Kind vermutlich sagen. Doch schon.
Besser als Veranschaulichungen sind Beispiele aus dem Alltag:
- Wenn Sie Pishing-Mails erhalten: Zeigen Sie diese den Kindern. Zeigen Sie auf, wie fies diese sein können. Weil sie aussehen als kämen sie von iTunes oder Spotify. Wie lässt sich das unterscheiden?
- Installieren Sie auf dem Computer den Browser Brave. Dieser ist so eingestellt, dass Werbe-Einwürfe und Trackingdienste gleich deaktiviert werden. Mit diesem Browser können sie auch gleich sichtbar machen, wie viele Trackingversuche beim Besuch einer News-Seite vorgenommen werden.
- Ein besonderer Tipp für Android User: Installieren Sie die App Exodus Privacy. Mit dieser App können Sie aufdecken, wie viele Dienste an Ihren Daten interessiert sind. So wird etwa klar, dass auch Games oder Menstruations-Apps extrem Daten sammeln.
Einfache Möglichkeiten aufzeigen
Ihre Kinder werden noch besser auf das Thema einsteigen, wenn Sie konkrete Möglichkeiten zum Selbstschutz aufzeigen können. Hier einfach mal drei Beispiele:
- Alle Apps löschen, die man innerhalb der letzten zwei Monate nicht genutzt hat.
- Browser Brave installieren und möglichst viel über diesen Browser erledigen.
- Suchanfragen künftig nur noch mit DuckDuckGo vornehmen. Bei den meisten Handys und Browsern lässt sich das als Voreinstellung speichern.
Vorbild werden
Für die Kinder ist es wichtig, dass sie sich im Kampf gegen Datenklau nicht alleine fühlen. Daher sind verharmlosende Aussagen wenig förderlich. Selbst wenn Sie davon ausgehen, dass sich niemand für Ihre Daten interessieren würde, Ihr Kind braucht sie als Vorbild. Nehmen Sie Berichte und Tipps zum Datenschutz ernst. Sie sollten beim Essen besprochen werden. Jede Gelegenheit, selbst die Installation einer neuen App sollte genutzt werden.
Am 23. Mai 2019 findet in Bern das nationale Fachforum Jugend und Medien statt. Aus diesem Grund erscheinen diese Tage weitere Artikel zum Thema Datenschutz.