Wie digitale Medien in der Jugendarbeit eingesetzt werden können, ist jedes Jahr Gegenstand eines dreitägigen Seminars an der ZHAW. Denn spätestens seit MSN und Netlog ist klar: Jugendliche können mittels Medieneinsatz gut erreicht werden. Und wer es geschickt anstellt, kann so mit Kindern und Jugendlichen wichtige Aspekte der Mediennutzung thematisieren. Hier ein Kurzbericht von Salomé Esthermann. 

„Gegen fünfzig Studierende nehmen am Seminar ‚Neue Medien in der Kinder- und Jugendarbeit‘ teil. Unser Dozent Joachim Zahn hat Jugendarbeitende eingeladen, die aus ihrer Praxis berichten. So auch den Sozialpädagogen Lukas Loosli. Dieser arbeitet bei der regionalen Kinder- und Jugendfachstelle Täuffelen – Ins – Erlach.

Die Nutzung von Medien in der Jugendarbeit hat sich in den letzten Jahren verändert und weiterentwickelt. Anfangs von der Kommunikation per SMS über die Gestaltung einer Homepage und Facebooknutzung bis hin zu Games wie „Clash of Clans“ oder „Minecraft“. Vieles davon kann in der Jugendarbeit eingebaut werden, um mit den Jugendlichen zu arbeiten.

Lukas Loosli arbeitet vorwiegend mit den sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook), mit Programmen wie Whatsapp, Instagram oder Kik und mit Games wie Clash of Clans, FIFA oder Minecraft. Er gibt aber auch Präventionsworkshops und Selfie-Kurse.

Jugendarbeit mit Minecraft

Um einen direkten Zugang zu den Jugendlichen zu finden, versuchen die Sozialpädagogen der Jugendarbeit, laut Loosli, dort anwesend zu sein, wo auch die Jugendlichen anzutreffen sind. Dies gelingt unter anderem in der virtuellen Welt von Minecraft. In diesem Spiel kann der Spieler seine eigene Welt konstruieren und gestalten. Der Spieler kann die Welt erkunden, Ressourcen sammeln und gegen Monster kämpfen. Das Spiel kann auch in der Gruppe gespielt werden. Dies nutzt Lukas Loosli, indem er mit einem eigenen kleinen Server bei den Treffpunkten aufkreuzt. An gemeinsamen Spielnachmittagen treffen sich die Jugendlichen und der Sozialpädagoge, um in der virtuellen Welt spielerisch zusammen unterwegs zu sein, gemeinsame Aufgaben zu lösen, zu bauen oder um sich auch mal zu bekriegen. Während ein bis zwei Stunden wird gespielt, anschliessend wird das Spiel reflektiert.

Treffpunkt auf Clash of Clans

Ein weiterer Zugang zu den Jugendlichen findet Loosli  über das Spiel Clash of Clans, ein Mehrspieler-Online-Strategiespiel. Er entdeckte in der Jugendarbeit, dass sehr viele Jungs dieses Game spielen. Clash of Clans ist in einer Fantasy-Welt angesiedelt. Es wird ein eigenes Dorf gebaut und sobald dieses gross genug ist, kann einem Clan beigetreten werden. Mit diesem Clan können dann Kriege gegen andere Clans geführt werden. In einem Chat wird untereinander kommuniziert, es wird geteilt und die Spieler unterstützen sich gegenseitig. Das Spiel wird so zu einer Art virtuellem Jugendtreff.

Durch das Aufsuchen dieser virtueller Räume findet der Sozialpädagoge nicht nur einen Beziehungspunkt mit den Jugendlichen, sondern wird auch auf Themen aufmerksam, die die Jugendlichen beschäftigen oder die gerade aktuell sind. Ferner sieht er in welchem Intervall die Jugendlichen online sind oder wie viel Geld sie investieren. Dadurch kann er auch auf sie zu gehen, um diese Themen ansprechen.

Zudem können die Spiele auch eine Anregung dafür sein, offline das eine oder andere nachzuspielen. Minecraft macht beim Outdoor-Game im Wald noch viel mehr Spass. So können beispielweise in der realen Welt Clans gebildet werden und ähnlich Spiele in der Wildnis gespielt werden. Ein Rahmenprogramm ist Voraussetzung. Es wird zusammen gekocht und gemeinsam Zeit verbracht. Diese Nachmittage oder Abende sind laut Loosli eine gute Alternative zur Disco.

Auch die Eltern der Jugendlichen reagieren sehr positiv auf diese Veranstaltungen. So lernen auch sie das Gamen und Chatten ihrer Kinder besser zu verstehen. Die genannten Spiele geraten jedoch auch immer wieder in die Kritik. Bei Clash of Clans z.B. ist der Download gratis, es drohen jedoch InApp Käufe. Wer zügig vorankommen will, muss mächtig Spiel-Juwelen dazukaufen. Zudem weiss man nicht, wer mit einem spielt. Loosli meint: „Der Sinn bzw. Unsinn dieser Spiele ist nicht abschliessend geklärt.“ Eines steht jedoch fest: Die Spiele können genutzt werden, um mit den Jugendlichen zu arbeiten und eine Zugang zu ihnen zu finden. Jugendarbeiter stossen dabei auf eine sehr positive Resonanz.

Mädchen über Selfie-Kurse angesprochen

Mit den oben vorgestellten Games sind vor allem Jungs zu begeistern. Aber auch die Mädchen versucht Lukas Loosli  über die neuen Medien abzuholen. Er bietet unter anderem einen Selfie-Kurs an. Diesen führt er zusammen mit einer professionellen Fotografin durch. Es geht in diesem Kurs darum, den Mädchen zu zeigen, wie sie sich selber präsentieren können, wie sie ein gutes Motiv wählen und kreative Elemente einbauen können. Es wird den Mädchen gezeigt, dass sie mit einfachen Tricks und Mitteln, zum Beispiel mit einer guten Ausleuchtung anhand einer Taschenlampe oder eines Spiegels, viel bessere Ergebnisse erzielen können. Die Teilnehmerinnen erstellen Collagen und arbeiten sowohl digital als auch analog. Sie thematisieren in der Gruppe, was ins Netz gehört und was nicht und was mit den Bildern und Selfies im Internet passieren kann. Auch in diesem Kurs wird ein Rahmenprogramm gestaltet mit gemeinsamem Kochen und Spielen.

Lukas Loosli machte in diesem Seminar darauf aufmerksam, dass die neuen Medien in der Jugendarbeit sehr vielseitig eingesetzt werden können. Es ist wichtig als Sozialarbeitende mit der Zeit zu gehen, sich darüber zu informieren, was gerade „in“ ist, was genutzt wird und auch selber damit umgehen zu können.“

 

Salomé Esthermann macht den Bachelor in Sozialer Arbeit an der ZHAW. Herzlichen Dank für den Bericht! Das Seminar „Umgang mit digitalen Medien in der Kinder und Jugendarbeit“ ist ein Modul des Studiums in Sozialer Arbeit.

Der Einsatz digitaler Medien in der Jugendarbeit ist ein altes Thema. Schon früh haben sich Stellen mit entsprechenden Ansätzen auseinandergesetzt. So beispielsweise die Drehscheibe Horgen, Das Jugend und Freizeit Haus Uster oder die Jugendarbeit Basel. Wer sich für aktuelle Publikationen zum Thema interessiert, findet auf dem Medienblog des doj regelmässige Beiträge.