Netflix & Co sind im Aufwind. Eine Bedrohung für Kinder und Jugendliche? Was ist an neuen Phänomenen zu beobachten? Wie Jugendliche das beurteilen, wahrnehmen und dealen. 

Die JAMES-Studie untersucht alle zwei Jahre Medienausstattung und Medienverhalten von 12- bis 19-Jährigen. In der von der Swisscom finanzierten Studie wird nun deutlich, dass die Nutzung von Video-Streaming-Diensten erheblich zugenommen hat. Während 2016 gemäss Erhebung erst 38% der Haushalte über ein solches verfügten, sind es 2018 bereits 56%. 33% der Befragten gaben an, gar ein eigenes Abo zu besitzen.  

 

Verbreitung

Auch im Unterricht von zischtig.ch wurde ein ähnliches Bild sichtbar. In den Gesprächen mit Sekundar- und Berufsschüler*innen wird schnell klar: Netflix liegt im Trend. Mit dem Artikel „Netflix – Video intravenös!“ haben wir auf dieser Seite bereits über damit verbundene Phänomene berichtet. Viele Jugendliche müssen noch lernen, mit dem übermässig grossen Angebot an Serien umzugehen. Auch wenn es als cool gilt, von „Binge-Watching“ und „Netflix-Orgien“ zu berichten, für viele bieten solche Streaming-Dienste weitere „Argumente“ um anstehende Arbeiten oder Hausaufgaben aufzuschieben. 

 

Herausforderung

Jugendliche berichteten gegenüber zischtig.ch aber auch von weiteren Herausforderungen: 

  • Viele Netflix-User*innen berichten über Schlafmangel. 
  • Man vergisst die Zeit und andere Tätigkeiten bleiben auf der Strecke. 
  • Man macht die Hausaufgaben nur schluderig, weil man möglichst schnell wieder streamen möchte. 
  • Wenn man wegen Netflix nicht mehr abmachen möchte, so ergeben sich gelegentlich auch soziale Konflikte. 

 

Gründe für die Beliebtheit

Die Versorgung mit den neuesten Staffeln bekannter Serien wie „Haus des Geldes“ oder „Riverdale“ ist  auch wichtig, um sich mit gleichaltrigen auszutauschen. Für die Beliebtheit haben uns Jugendliche aber weitere Gründe genannt: 

  • Mit Netflix werden Serien auf allen möglichen Geräten verfügbar. Ich kann eine Serie am TV oder aber auch am Handy schauen. 
  • Mit dem Familienabo brauchen Jugendliche nichts mehr zu unternehmen oder zu zahlen. 
  • Wenn es zum Ende der Episode spannend wird, die Geschichte aber offen bleibt (Cliffhanger), kann man gleich mit der nächsten Episode weiter machen.  
  • Man braucht keine Downloads zu kaufen, die es dann doch nicht bringen und die man anschliessend bereut. 
  • Weil viele Serien auf den üblichen Fernsehstationen nicht laufen, hat man das Gefühl, etwas Spezielles zu haben. 

 

„Dealen“

Vielen Jugendlichen ist bewusst, dass sie zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Im Moment des Konsums nutzen Sie jedoch verschiedene Rechtfertigungsstrategien: „Eigentlich lerne ich dabei ja Englisch“, „Nur noch eine Episode, dann höre ich auf“ und „morgen mach ich es besser“, sind dabei die am häufigsten gehörten „Argumente“. So kommt es, dass viele auch davon berichten, dass wohl ihre Noten unter dem Serien-Konsum leiden. 

Spannend auch: Jugendliche betrachten „netflixen“ nicht als Handy- oder Internetnutzung. Das ist „nur glotzen“. 

 

 

Bild: Joachim Zahn, alle Rechte vorbehalten