Wenig erfreulich, dass Ihre Kinder pornographische Inhalte konsumieren. Ihre Angst vor Schaden und strafbaren Handlungen ist verständlich. Facts und Tipps!

Das Internet hält viele Chancen für Jugendliche bereit. Durch den nahezu barrierefreien Zugang zu pornographischen Inhalten steigen aber auch die Risiken. Die Verfügbarkeit von Pornographie ist kaum mehr zu beschränken und das hat dazu geführt, dass sie heute ein Teil der Jugendrealität ist – unabhängig davon, wie wir sie bewerten.

 

Auch wenn das erst fragwürdig erscheinen mag: Es ist festzuhalten, dass der Konsum von pornographischen Bildern an sich nicht schädlich ist. Er kann besonders für Jungen durchaus auch von Nutzen sein. Egal wie fragwürdig die Inhalte und realitätsfern die Darstellungen auch sein mögen, sie bieten den Jugendlichen beispielsweise die Möglichkeit, nackte weibliche Körper und sexuelle Praktiken zu studieren und sich mit ihrer Fantasie und ihren Lustbedürfnissen auseinanderzusetzten. Und Jungs, die ihren Freunden schliesslich über Sexualität Interessantes zu berichten wissen, können damit ihre soziale Position in der Gruppe stärken. Soweit die Theorie.

 

Die technische Entwicklung lässt gesetzlichen Vorgaben manchmal weitgehend obsolet erscheinen. Trotzdem gibt es gute Gründe, weshalb nach der schweizerischen Gesetzgebung den Jugendlichen pornographische Inhalte erst ab 16 Jahren zugänglich gemacht werden dürfen: Erwachsene haben in der Regel bereits eine eigene sexuelle Geschichte und können pornographische Darstellungen mit eigenen Erfahrungen vergleichen – ihnen dient die Realität als Korrektiv. Bei Jugendlichen zeigt sich hingegen eine immer grössere Kluft zwischen ihrem persönlichen Erleben und ihren falschen, verunsichernden Vorstellungen von Sexualität – welche eben nur selten korrigiert oder relativiert werden.

 

Trotz der scheinbaren Informationsfülle sind Jugendliche bei diesen Themen mit einer starken Tabuisierung und Sprachlosigkeit in unserer Gesellschaft konfrontiert. Ihre Sexualkaufklärung und sexuell-partnerschaftliche Weltanschauung beziehen sie weitgehend aus pornographischen Bildern, aber es fehlt ihnen die Möglichkeit, diese Vorstellungen im relativierenden Gespräch zu reflektieren. Es ist notwendig, dass Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte dem etwas entgegenhalten, damit sich unrealistische Vorstellungen von sexueller Normalität bei den Jugendlichen nicht festsetzen. Pornographie nicht mit Jugendlichen zu reflektieren, hiesse, die Heranwachsenden damit alleine zu lassen.

 

Diese Themen bringen nicht nur die Jugendlichen sondern auch die sie begleitenden Erwachsenden bisweilen an ihre Grenzen. Aber lassen Sie sich nicht entmutigen: auf dieser Seite und auf weiteren empfehlenswerten Portalen sind hilfreiche Materialien und weiterführende Informationen zu finden:

 

Tipps:

  • Im Zuge der geschlechtlichen Entwicklung ist es ganz normal, dass sich Jugendliche für pornographisches Material interessieren. Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Kindern, reden Sie darüber und erläutern Sie Ihrem Kind auch die gesetzlichen Grundlagen. (Detaillierte Infos zu den gesetzlichen Grundlagen in unserem Artikel: Pornos auf WhatsApp?)
  • Bieten Sie ihrem Kind Alternativen zur pornographisch orientierten Aufklärung: befreien sie das Thema auch bei Ihnen zu Hause von der Tabuisierung, suchen Sie mit Ihren Kindern nach besserem Aufklärungsmaterial, ermutigen Sie Ihre Kinder, das Gespräch mit geeigneten Bezugspersonen zu suchen.
  • Reden Sie darüber, warum pornographisches Material problematisch sein kann: finanzielle Interessen der Porno-Industrie, Produktionsbedingungen, Geschlechterbilder, Abwertung von Mann und Frau, Ausbeutung, Gewalt, Reduktion auf genitale Sexualität, unrealistisches Verhalten, unrealistische Geschlechtsmerkmale usw.
  • Es ist auch wichtig, über Verunsicherungen zu sprechen. Pornos setzen Jugendliche oft unter Leistungs- und Erfolgsdruck. Erwachsene Bezugspersonen müssen Jugendliche Entlastung schaffen und darauf hinweisen, dass die in der Pornographie gezeigten Körper und Verhaltensweisen extrem übertrieben sind.

 

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Raphael Staubli (JZ/CG)