Die blauen Lichtanteile der LED-Displaybeleuchtung täuschen Tageslicht vor. Der Körper kommt nicht zur Ruhe und es verzögert sich das Einschlafen. Im Artikel „Blaues Licht bringt Schlafstörungen mit sich“ haben wir bereits darüber berichtet. Inzwischen haben wir auch mit vielen Kindern darüber gesprochen. Sie verstehen das Problem und benötigen elterliche Unterstützung. 

 

Aufputschmittel im Kinderzimmer

Bei Klasseneinsätzen im April und Mai 2015 haben die Mitarbeitenden von zischtig.ch mit den Kindern vermehrt über dieses Problem gesprochen. Den Kindern leuchten die Zusammenhänge durchaus ein. Viele reagieren gar mit einem „AHAA!“. Oft haben wir etwa folgende Geschichte gehört: „Wenn ich nicht schlafen kann, dann nehme ich den iPod touch und game oder chatte noch ein bisschen. Aber ich kann dann tatsächlich nicht besser schlafen. Jetzt weiss ich warum!“ Solche Aussagen beruhen auf einer sehr subjektiven Wahrnehmung und einer momentanen Interpretation. Dennoch sind sie ernst zu nehmen. Viele Kinder haben elektronische Geräte im Zimmer und viele werden deswegen später, weniger und schlechter schlafen. Wegen der blauen Lichtanteile. Aber auch wegen der aktivierenden Wirkung die Chat und Games entfalten.

 

Das Dilemma der Kinder

Natürlich wäre es schön, die Kinder könnten aus dieser Erkenntnis selbständig Konsequenzen ableiten und umsetzen. Doch wer solches erwartet, überfordert die Sprösslinge auf brutalste Weise. Die Kinder stecken in einem grossen Dilemma: Auch wenn sie selbst erkennen, dass das nicht immer gut tut – Kinder haben keine ausgeprägte Selbstkontrolle. Diese funktioniert erst nach zwanzig. Kinder lieben die Spiele auf den Geräten. Sie chatten gerne. Mit diesen Kontaktmöglichkeiten wollen sie auch nicht im Abseits stehen. Sie wollen wissen, wenn um 23 Uhr noch etwas abgeht im Chat.

Wie sehr die Kinder im Dilemma stecken, zeigt sich immer wieder bei den Schuleinsätzen von zischtig.ch. Gerade in Mittelstufen fordern die Kinder immer wieder: „Können Sie nicht mit den Eltern eine Zeit ausmachen, in der alle ausschalten müssen?“ Das einzelne Kind kann nicht aussteigen. Es bedarf der elterlichen Begrenzung.

 

Unterstützen Sie Ihr Kind

Wenn Sie darauf bestehen, dass Ihr Kind abends das Handy abgeben muss, so wird es Protest geben. Allenfalls werden Sie gar als „super peinlich“ bezeichnet. Und bestimmt ist das „in allen anderen Familien viel besser“. Dennoch: Sie tun Ihrem Kind  einen Gefallen. Sie erweisen ihm vermutlich sogar einen Liebesdienst. Kinder bis zum sechsten Schuljahr sollten einfach keine Geräte mit Display im Zimmer haben. Für eine gelingende Umsetzung folgende Tipps:

  1. Erklären Sie dem Kind den Sachverhalt mit dem Displaylicht. Ein Beispiel dazu finden Sie im Artikel „Blaues Licht bringt Schlafstörungen mit sich“.
  2. Beraten Sie mit dem Kind, wie es die Zeit bis zum Einschlafen anders verbringen kann. Viele Kinder haben keine Ideen. Vielleicht muss nach neuer Literatur gesucht werden. Vielleicht braucht es Comic-Hefte. Vielleicht helfen Gedankenreisen. Vielleicht ist es besser, nochmals aufzustehen und zu zeichnen. Etc.
  3. Vielleicht ist Ihr Kind daran gewöhnt, abends noch etwas Musik zu hören. Wenn es nicht anders geht, so ist die Beschaffung eines MP3 Players zu prüfen. Die meisten Kinder wissen zwar nicht mehr, wie man einen solchen „bestückt“. Doch das ist eine gute Gelegenheit für ein kleines Stück heimischer Medienbildung.
  4. Klarheit und Kontinuität sind wichtig. Am besten gelingt die Umstellung, wenn die Regeln jeden Abend gelten. Am besten bestehen Sie auf der Einhaltung der immer gleichen Zeit. Es ist zudem hilfreich, wenn klar ist, wo die Kinder ihre Geräte deponieren müssen. Eine „Handy- und Tabletkiste“ ist zu empfehlen.
  5. Koordinieren Sie sich mit den anderen Eltern. Stimmen Sie beim nächsten Elternabend über eine „Geräte-Polizeistunde“ ab. Und wenn sich einzelne Eltern wehren, machen sie wenigstens pro forma eine Abstimmung, um eine gute Zeit zu ermitteln.

 

PS: Bei den Elternabenden von zischtig.ch wird meist über eine Geräte-Polizeistunde abgestimmt. Es zeigt sich, dass in der deutschsprachigen Schweiz die Eltern der 5. Klässler durchschnittlich für 20 Uhr stimmen.