Wenn man Jugendliche nach Medienregeln für ihre künftigen, eigenen Kindern fragt, so sind diese oft strenger als jene die heutige Eltern formulieren. Wie kommt das? Eine Spurensuche. 

Gelegentlich frage ich die älteren Schüler, wie sie in Sachen Medien ihre eigenen Kinder mal zu erziehen gedenken. Beim Hinhören in Berufsschulklassen ist viel Amüsantes zu hören: „Kriegt man das nicht mit der Geburt?“ „Haben neue Kinder noch keine integriert SIM-Karte?“ „Kinder? Mit 50 vielleicht!“

Klare Regeln!

Auffällig ist aber, dass viele mit eher „gestrengen Ansagen“ aufwarten. Die Antworten laufen alle darauf hinaus, dass die Jugendlichen für ihre Kinder klare Medienregeln vorsehen würden. Drei Aussagen sind besonders häufig: 

  • „Mein Kind bekommt sein Handy sicher erst mit dreizehn. Egal was andere denken.“
  • „Ich würde vor allem darauf achten, dass es genügend draussen ist.“
  • „Ich würde klare zeitliche Vorgaben durchsetzen. 

Es ist durchaus üblich, dass bei Jugendliche zuweilen auch konservative Ansichten zu beobachten sind. Für viele von ihnen ist ja auch klar, dass heiraten nach wie vor sehr wichtig ist. Die eher konservativen Vorstellungen werden mit den Jahren teilweise revidiert. 

Dankbar für Regeln?

Selbst wenn solche Vorstellungen noch revidiert werden, das Gespräch darüber gibt dennoch Hinweise für die elterliche Medienerziehung. Wenn wir die Jugendlichen ins Gespräch verwickeln, so zeigt sich relativ deutlich, dass etliche mit den heimischen Vorgaben „eigentlich doch ganz zufrieden“ waren. Wenigstens in jenen Familien, wo solche gemacht wurden. Einerseits setzt sich im Alter von 16 bei vielen die Einsicht durch, dass das ja eigentlich der Job der Eltern ist. Ausserdem können sich viele eingestehen, dass sie sich ohne Grenzen und Vorgaben „in den Medien verloren“ hätten. 

Natürlich: Zuhause führten Handy- oder Medienregeln noch wenige Monate oder Jahre zuvor zu heftigen Auseinandersetzungen. Als Mutter oder Vater beginnt man zuweilen auch zu zweifeln, ob man auf Regeln bestehen will. Das braucht so viel Energie. 

Die Rückmeldungen der Jugendlichen bestätigen ein bekanntes Phänomen: Auseinandersetzungen gehören einfach zur Pubertät. Und auch wenn die Jugendlichen Regeln per se ablehnen, im Grund genommen erachten sie es als Job und Verantwortung der Eltern, Grenzen einzufordern. 

Muss das sein?

Es gibt auch Jugendliche die monieren, dass sie zu viele Freiheiten hatten. Das würden sie zuhause nie zugeben. Doch im Gespräch ohne Eltern und Lehrer wird kritisiert, dass sie zu viel Zeit „vergamet“ oder einfach verloren hätten. So haben wir auch schon gehört, dass etwas mehr klare Regeln vermisst worden seien. 

Natürlich gibt es auch jene, die bestätigen, dass die Eltern eigentlich einen guten Job gemacht und sowohl Regeln als auch Freiheiten geboten hätten. 

Gibt es ein Fazit?

Natürlich können diese Gespräche mit Jugendlichen nicht als „wissenschaftliche Studie“ betrachtet werden. Dennoch scheinen folgende Aussagen zulässig: 

  • Kinder und Jugendliche erwarten von Eltern Regeln und Auseinandersetzung. Auch wenn das anstrengend ist.
  • Im Nachhinein scheint es sich gelohnt zu haben. Eltern müssen sich wohl darauf konzentrieren, die Streitereien nicht zu persönlich zu nehmen. 
  • Es muss kein lückenloses und militärisch umgesetztes Regelset sein. Jugendliche begrüssen es, wenn sich die Eltern auf die Gratwanderung einlassen. 

Als Schreiber sehe ich mich immer wieder auch in der Erfahrung bestätigt, dass die Auseinandersetzung mit Regeln, der elterliche Widerstand eben, auch ein Zeichen dafür ist, „Verantwortung zu zeigen“ und „Beziehung zu leben“.