Gamer werden zunehmend mit freundlichen Fotos dargestellt. Auf der einen Seite ist es wichtig, dass Gamer nicht vorverurteilt werden. Trotzdem: Solche Bilder haben ihre Gründe und bringen neue Probleme
Egal ob man auf Google, in eine Eltern-Zeitschrift ((Beispiel: Fritz + Fränzi vom Oktober 2019, Seite 18 – https://www.fritzundfraenzi.ch)) oder ein Onlinemagazin schaut: Wenn über Gaming berichtet wird, so sind die Artikel mit tollen Fotos von jungen und smarten Gamern oder farbenfrohen Conventions illustriert. Gezeigt werden intelligente, sportliche und schöne junge Männer, manchmal auch tolle Jungs. Das unterscheidet sich deutlich vom Bild, welches noch vor 10 Jahren gezeichnet wurde: Picklige, übergewichtige und tumbe Männer, die schnell mit einem Suchtproblem in Verbindung gebracht wurden.
Der positive Aspekt
Für Mädchen und Jungen hat das neue Bild von Gamern Vorteile. Sie werden nicht mehr so schnell in eine Schublade gesteckt: „Gamer sind hobbylos, dumm und süchtig!“ Wenn man sich vergegenwärtigt, wie solche „Stigmatisierungen“ wirken, so hilft dieses neue Bild gamenden Jugendlichen. Sie werden weniger in die Rolle des „süchtigen Gamers“ gedrängt.
Woher kommt das neue Bild?
Natürlich sind solche Veränderungen von Bildern zu menschlichen Verhaltensweisen nie kausal auf eine Ursache zurückzuführen. Beim Bild des Gamens ist das nicht anders. Folgende Aspekte spielen zusammen:
- Das Video- oder Computerspiel ist nicht mehr neu. Damit sind auch weniger Ängste da. Bildredaktionen wählen eher einmal ein freundliches Bild.
- Insbesondere mit der Verbreitung von Konsolen und Mobilgeräten ist das Gaming sehr alltäglich geworden. Auch dies führt dazu, dass freundlicher über das Phänomen berichtet wird.
- Inzwischen gibt es Studien, die belegen, dass Gamen nicht automatisch zu Sucht führt.
- Ein sehr gewichtiger Faktor dürfte sein, dass die Game-Industrie, die Unterhaltungsbranche, der Detailhandel und die Telecom-Firmen sehr viel Geld in die Werbung stecken. Wenn nun also vorwiegend positive Bilder anzutreffen sind, ist das nur logisch. Das Marketing wirkt.
Auch ein Vorurteil
Das neue Bild der Gamer*innen hat auch seine Schattenseiten. Es ist ebenso ein Vorurteil wie die negative Darstellung von Gamern und Gamerinnen. Die Idee, Gamen mache per se intelligent und erfolgreich, ist so falsch wie die Annahme, wonach Gamen automatisch süchtig mache. Wer gamt „kann“ damit üben, Probleme zu lösen. Der Nutzen für den Alltag setzt jedoch eine aktive Reflexion voraus. Der gamende Mensch muss sich auch fragen, wie er die gewonnenen Erkenntnisse in den Alltag übersetzen kann.
Es lohnt sich also, vorsichtig zu bleiben, auch wenn irgendwelche Studien erwähnt werden. Schnell wird aus einer Schlagzeile eine falsche Behauptung: so etwa schon 2011 als in einer Studie der Psychiatrischen Universitätsklinik der Berliner Charité im St.-Hedwig-Krankenhaus festgestellt wurde, dass Gamer über etwas mehr Hirnvolumen verfügen. 20minuten titelte denn auch gleich: „Viel-Gamer haben mehr Gehirn“. Und sofort kamen Schüler und Erwachsene, die behaupteten: „Gamer sind intelligenter!“ Dass dem nicht einfach so ist, steht zwar ebenfalls in der Studie, wurde aber von keinem gelesen.
Fazit:
Als Eltern sollten wir uns vergegenwärtigen, dass das neugezeichnete, positive Bild des Gamens auch nicht mehr als ein Bild ist. Ein Bild, das mit der Realität wenig gemein hat. Die meisten der aktuellen Trend-Spiele sind darauf ausgelegt, die gamenden Kinder und Jugendlichen möglichst lange online zu halten und zu Ausgaben zu bewegen. Dies wirkt sich auf einige Kinder negativ aus.
So gesehen bleiben wir Eltern verantwortlich für Grenzsetzungen, die kritische Beobachtung und das Schaffen von Rahmenbedingungen für ein gelingendes Gamen. Mehr dazu lesen Sie in den nachstehend aufgeführten Artikeln.