Mitarbeitende von zischtig.ch testen auch ethisch vertretbare und nachhaltig produzierte Geräte. Alexandra Kaufmann ist seit einem Jahr mit dem Fairphone 3 unterwegs. Ein Bericht. 

zischtig.ch setzt sich für eine sinnvolle und nachhaltige Mediennutzung ein. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen und Standards. Werden die genutzten Smartphones fair produziert? Steckt nach wie vor Kinderarbeit drin? Werden bei der Gewinnung von Rohstoffen Kriegstreiber mitfinanziert?

Auch die Nachhaltigkeit der Geräte spielt eine Rolle. Man bedenke: würden weltweit alle Kinder und Jugendlichen mit einem Smartphone oder Tablet ausgerüstet, so würde das globale Ökosystem wohl kollabieren. Daher engagiert sich zischtig.ch auch für nachhaltig produzierte Geräte, die möglichst lange eingesetzt werden können. 

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, setzen Mitarbeitende beispielsweise auch Shiftphones ein. Oder sie prüfen alternative Geräte wie das Fairphone. Für solche Tests erhalten wir weder Geräte noch Geld. Alexandra Kaufmann hat das Fairphone 3 seit 12 Monaten in Betrieb. Ein Kurzbericht: 

«Seit einem Jahr teste ich nun das neue Fairphone 3 und bin mehr als zufrieden. Daher möchte ich nicht nur berichten, sondern auch ein paar Hintergrund-Informationen weitergeben. 

Was ist das Fairphone?

Man erahnt es bereits am Namen: das Fairphone ist ein fair produziertes und nachhaltiges Smartphone. Das niederländische Unternehmen arbeitet seit 2013 an Fairphones und hat im Sommer 2019 die dritte Generation des Gerätes herausgegeben. Folgende Merkmale zeichnen das Fairphone aus: 

Nachhaltigkeit: 
Wer ein Fairphone kauft, soll es möglichst lange benutzen können. Fairphone hat das erste modulare Smartphone entworfen mit Teilen, die austauschbar sind. Display, Akku, Kamera, Mikrophon, usw. können einzeln bestellt und sehr einfach ersetzt werden. Im Vergleich zu anderen Smartphones, bei denen eine Reparatur häufig mehr kostet als ein neues Gerät zu kaufen, kann bei diesem Smartphone eine lange Lebensdauer garantiert werden.

Recycling: 
Jedes Jahr werden fast 50 Millionen Tonnen Elektroschrott auf unserer Welt produziert – ein riesen Problem für unseren Planeten. Fairphone möchte E-Waste reduzieren und fordert ihre Kund*innen auf, ihr altes Handy zurückzuschicken. 55% der zugeschickten Handys können geflickt, neu formatiert und wiederverkauft werden. Die restlichen 45% der Handys, welche nicht mehr funktionsfähig sind, werden sicher recycelt, damit man die wertvollen Ressourcen im Innern des Handys zurückgewinnen kann. 

Faire Materialien und faire Arbeitsbedingungen: 
Diese beiden Aspekte kommen in der Smartphone-Industrie leider häufig viel zu kurz. Im Fairphone aber stecken verantwortungsvoll und konfliktfrei gewonnenes Zinn und Wolfram. Ausserdem werden recycliertes Kupfer und Kunststoffe sowie Fairtrade-Gold verbaut. Für die Fairphone-Herstellung schuften also keine Kinder in unsicheren Minen in Kongo. Auch in China, wo ein Grossteil des Smartphones produziert wird, achtet das Unternehmen auf faire Arbeitsbedingungen und arbeitet mit NGOs zusammen. 

Technisch gesehen ist das Fairphone 3 ein Mittelklasse-Handy. Es läuft mit dem Betriebsystem Android 9, hat einen Speicher von 64GB (erweiterbar mit micro SD-Karte), eine Kamera mit 12 Megapixel für 4K-Video-Aufnahmen, Fingerabdruck-Scanner und eine Dual-SIM1.

Aus dem Alltagstest

Meinen persönlichen Ansprüchen genügt das neue Fairphone absolut. Die Apps öffnen zackig und laufen sehr gut. Meine persönlichen Bedürfnisse wie Telefonieren, Whatsappen, durch Instagram scrollen, News lesen, Erinnerungsfotos schiessen, im Internet surfen, Youtube-Videos anschauen und Bild- und Videobearbeitungs-Apps nutzen werden mit dem Fairphone 3 ausreichend erfüllt. 

Optisch erscheint das Smartphone elegant und kann mit anderen Marken gut mithalten. Im Vergleich zum Fairphone 2 ist das Display wesentlich grösser. Da ich sehr kleine Hände habe, musste ich mich erst an die Abmessung und die «Handhabung» gewöhnen. Mittlerweile fällt mir dies aber gar nicht mehr auf. 

Die Kamera ist zwar nicht mit der Qualität und den Funktionen des neuen iPhone11 zu vergleichen. In den 12 Monaten reichte sie für Alltags- und Ferienfotos aber absolut. Die Slow-Motion-Funktion und der Portrait-Modus haben mich ebenfalls überzeugt. 

Was mich, im Vergleich zum Fairphone 2 auch nach einem Jahr noch überzeugt, ist die Leistung des Akkus. Der Akku hält bei meiner Handynutzung (welche ich als durchschnittlich bezeichnen würde) mindestens 1 – 2 Tage. Kurz: Ich habe in diesem Jahr nichts vermisst. 

Nachteile

Leider hatte mein Gerät zwischendurch einen Wackel beim Kopfhörer-Anschluss. Schade ist auch, dass einzelne Buchstaben der Fairphone-Beschriftung auf der Rückseite schon nach kurzer Zeit abgefallen sind. Das Gerät sah dann nicht mehr ganz so schön aus. 

Und wer die technischen Daten unter die Lupe nimmt, wird feststellen, dass die Prozessoren nicht die neuesten sind. Intensiv-Nutzer, welche viele leistungshungrige Applikationen oder Games auf dem Handy einsetzen, könnten daher enttäuscht sein.  

Fazit

Für eine Mehrheit der Nutzer*innen bietet das Fairphone 3 alles was man braucht. Aus Gesprächen weiss ich: Viele Menschen haben sich jedoch für ein Fairphone entschieden, weil eine nachhaltige Philosophie dahintersteckt. Da überzeugt mich der Hersteller zu 100%. Ich kann das Fairphone 3 also nur weiterempfehlen2


  1. Weitere technische Details findet man hier: https://shop.fairphone.com/ch_de/ []
  2. Am günstigsten bekommt man das Fairphone 3, wenn man es direkt beim Hersteller bestellt: 453.- CHF inkl. Versand (https://shop.fairphone.com/ch_de/). Das Modell ist aber auch bei anderen Online-Händlern wie Digitec, Mobile-Zone oder Galaxus ab 499.- CHF erhältlich. []