Spiele auf Tablets können auch das Offline-Spiel anregen. Auf der Seite medienkindergarten.wien wird den Lesern empfohlen, Kinder ab drei Jahren mit bekannte Apps und Spielen auf Handy, Tablet und Co, analoge Spiele wieder schmackhaft zu machen und die digitale Version mit der analogen Version zu vergleichen.

Bis in die Mitte 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, spielten die Kinder in erster Linie mit dem, was sie um sich herum fanden. Kreativität und viel Vorstellungskraft und ein innerer Drang zogen die Kinder nach draussen, wo sie Baumhütten bauten, Bäche stauten, Fussball spielten usw. Dann zog langsam mit den ersten Konsolen eine ganz neue Art von Spiel in die Kinderzimmer. Es wurde „gezockt“ und die Konsolenhersteller übertrumpften sich gegenseitig. Immer auf die Weihnachtszeit hin kamen noch besseren Konsolen mit noch noch besserer Grafik und vielen weiteren Möglichkeiten. Bald schien es, als hätten die Kinder etwas von ihrer Kreativität eingebüsst und die Natur vor dem Haus ihre Attraktivität verloren. Sich vorzustellen, wie man als Jäger durch den Wald schleichen musste, oder auf einer einsamen Insel überleben konnte, wie man gegen Ritter und Drachen bestehen konnte, war auf einmal nicht mehr nötig, denn die Bilder auf den Bildschirmen lieferten dieses Erleben und die Möglichkeiten schienen unbegrenzt. So musste man nicht mehr mit Holzschwert und Badetuch um die Schultern gegen imaginärem Drachen kämpfen, welche sich unter dem Haselstrauch im Garten versteckten, sondern konnte diese im warmen Zimmer mit einem digitalen Schwert erschlagen. Dies leider allzu oft alleine und nicht mehr in der Gruppe mit all den Kindern aus der Nachbarschaft. Ausser vielleicht man hatte ein Headset und schiesse in Ego Shooter Perspektive im Team um den Sieg.

Spiele erweitern

Viele Eltern und Betreuer*innen wünschen sich, die Kinder gingen wieder mehr ins Freie und spielte mit Gleichaltrigen. Doch wie motivieren? Auf der Seite von medienkindergarten.wien wird angeregt, bekannte jump and rund Spiele zu nehmen und diese als Vorlage für Gruppenspiele im Freien zu verwenden. Auf der Seite ist zu lesen:

 

„So scheint diese Idee, die digitale Welt in die analoge Welt zu bringen.
Eine kleine Brücke zurück in die Welt der Fantasie und Kreativität.

Durchführung:
Wählen Sie gemeinsam mit den Kindern ein bekanntes Computerspiel oder auch ein Minispiel, das die Kinder aus einer im Kindergarten verwendeten Lernsoftware kennen, aus, das sie in die analoge Welt überführen möchten. Überlegen Sie gemeinsam:

  • Wie viel Platz brauchen wir für die Durchführung des Spiels?
  • Wo soll gespielt werden? (im Gruppenraum, im Bewegungsraum, im Garten etc.)
  • Welche Materialien benötigen wir?
  • Ist es notwendig, bestimmte Requisiten zu basteln bzw. vorzubereiten?

Treffen Sie gemeinsam alle nötigen Vorbereitungen. Anschließend kann es ans Spielen gehen!

Welche Spiele eignen sich?
Alle Spiele, die leicht und mit wenig Aufwand in die reale Welt zu überführen sind.
Zum Beispiel:

  • Jump-and-Run-Spiele – Bauen Sie zusammen einen Hindernisparcours auf. Dazwischen können kleine Gegenstände (Steine, Muscheln etc.) oder auch aus Karton gebastelte „Taler“ ausgelegt werden, die während des Durchlaufens des Parcours eingesammelt werden müssen. Ebenso können Verkleidungsutensilien bereitgestellt werden, die es den Kindern ermöglichen, sich in den Helden aus dem entsprechenden Computerspiel zu verwandeln.
  • Lern-Apps beinhalten meist kurze Lernspiele (Minispiele), die sprachliche oder mathematische Kompetenzen fördern sollen. Diese können oft problemlos in analoge Spiele umgewandelt werden.

Reflexion:
Die Kinder sollen nun das digitale mit dem entsprechenden analogen Spiel vergleichen:

  • Welches Spiel gefällt dir insgesamt besser? Woran, glaubst du, liegt das?
  • Was gefällt dir am analogen, was am digitalen Spiel besser?
  • Welche Unterschiede gibt es? Was ist gleich?
  • Welches Spiel ist deiner Meinung nach einfacher?“

(medienkindergarten.wien/medienpraxis/mobile-geraete/digitale-spiele-analoge-spiel aufgerufen am, 15.02.2018)

 

Könnte man dies auch im Jugendbereich anwenden?

Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet weiss eines ganz genau: Es braucht zeitweise die unterschiedlichsten Zugänge und Techniken um Kinder und Jugendliche vom Bildschirm wegzukriegen. Gerätefreie Zeiten, attraktive Alternativen, vorgegebene Programme, Regeln, etc. Dieser Ansatz kann das bestehende „Profi-Repertoir“ klar ergänzen. Denkbar wäre dies genauso in Jugendtreffs, sozialpädagogischen Institutionen wie auch in der Familie.

 

Text: Marco Kessler

Bild: © Joachim Zahn, 2018