Viele Jugendliche berichten: Oft ist es mit all den Nachrichten und Live-Streams zu viel. Es nervt. Insbesondere beim Eintritt in die Lehre kann das belasten. Jugendliche müssen lernen, diese Situation zu regeln.

Die partizipative Studie Generation Smartphone hat es schon gezeigt: Immer präsent sein zu müssen, stresst. Immer schnell reagieren zu müssen, stresst. Und doch ist es immer wieder bewegend, wenn man solche Aussagen von Jugendlichen in freier Wildbahn hört. Aktuell passierte dies vor allem bei Jugendlichen, die eben ihre Berufslehre gestartet haben. Das ist nicht untypisch. Gerade im Übergang von der Schule in die Berufsausbildung versuchen „die Anderen“ die Beziehung mittels digitaler Kommunikation aufrecht zu erhalten. So wird oft auch „Unnötiges“ gechattet und geteilt. Kollegen versuchen per Insta-Live1 Aufmerksamkeit zu holen. Schnell wird aalles zu viel und es nervt.

Die Herausforderungen

Leider geht die Masse an Nachrichten nicht nur auf die Nerven. Sie lenkt auch ab. Sei dies von der Schule oder eben von den neuen Herausforderungen, die im Lehrbetrieb auf Jugendliche warten. Die ersten Wochen verlangen viel Aufmerksamkeit für die Informationen, die während dieser Tage gegeben werden. Wer das nicht mitkriegt, blamiert sich später garantiert. Ausserdem führen die übermässig vielen Nachrichten dazu, dass der eine oder die andere versucht ist, doch mal schneller auf das Handy zu schauen. Auch während der Arbeitszeit. Dies kann dazu führen, dass Ausbildner und Vorgesetzte früh einen schlechten Eindruck erhalten. Dies kann sich für die gesamte Ausbildungsdauer als Nachteil erweisen.

Braucht es mehr Schutz?

Im Kontakt mit Lernenden und Ausbildner*innen stellt sich immer wieder die Frage, ob man Jugendliche irgendwie mehr schützen müsste. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht eben einfach. Grundsätzlich gilt: Menschen müssen lernen mit solchen Herausforderungen umzugehen. Schliesslich ist man im Erwachsenenleben immer wieder damit konfrontiert. Beobachtungen zeigen: Wer sich öfter angemessen abgrenzen kann, ist im Vorteil.
Aber leider sind nicht alle in der Lage diese Abgrenzung zu leisten. Daher bedarf es einer aufmerksamen Beobachtung. Wenn die Abgrenzung über eine längere Zeit nicht gelingt, so ist es notwendig, die Probleme zu thematisieren oder eben speziellen Schutz anzubieten.

Wie funktioniert Abgrenzung

Leider gibt es keinen einfachen Trick um Abgrenzung zu erlernen. Abgrenzung ist schwierig. Schliesslich besteht immer die Gefahr, dass man damit andere brüskiert. Oder man fürchtet sich davor, plötzlich etwas zu verpassen. In der Regel muss erst ein gewisser Leidensdruck bestehen, bevor Jugendliche Veränderungen angehen. Ist dieser Punkt jedoch erreicht, so finden die meisten auch Strategien und Lösungen. Im aktuellen Durchgang von „profiapps“ berichteten Jugendliche von folgenden Veränderungen:
• aus einigen WhatsApp Gruppen ausgetreten
• Instagram-Benachrichtigungen deaktiviert
• Instagram ganz deaktiviert
• WhatsApp Online-Status verborgen
• 200 vermeintliche Freunde gelöscht
• Geistmodus auf Snapmap
• Ablehnung gegenüber überflüssigen Nachrichten kundgetan
• mit Freunden auf den Messenger Telegram umsteigen
• etc.

Kann ich helfen?

Jugendliche lassen sich in diesem Alter nicht gerne helfen. So braucht es wohl eher Geduld. Dennoch gibt es sanfte Hilfsangebote. Beispielsweise kann es förderlich sein, den Leidensdruck wenigstens festzustellen. Ohne diesen zu beurteilen. Alleine die Feststellung kann helfen, ein Problem als wichtig zu erkennen.
Ausserdem kriegen Jugendliche immer wieder grosse Ohren, wenn Erwachsene darüber berichten, wie sie selbst mit solchen Herausforderungen umgehen. Gefragt sind nicht unbedingt die radikalen Massnahmen wie Handy-Verzicht. Neben Ehrlichkeit sind realistische Tipps gefragt.


  1. Insta-Live: Mit dem Socialmedia-Netzwerk Instagram kann man auch ein Live-Videostream an seine Freunde übertragen. Wie das funktioniert erklärt The Hadnyman ganz gut auf seinem Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/watch?v=pWR3FmMYIoA []