Erwachsene, die online mit meinem Kind Kontakt aufnehmen? Das betrifft mich doch nicht! Es gibt immer Mehr Fälle von Cybergrooming. Was Eltern wissen sollten und wie sie problematische Kontakte im Netz erkennen können.
Stichwort: Cybergrooming.
Erwachsene, die sich mit schlechten Absichten an Kinder und Jugendliche im Netz heranmachen, das kommt leider immer öfter vor. In Schulklassen hören wir immer häufiger davon und beraten auch zu diesem Thema. Viele Schüler*innen hatten online bereits Kontakte mit fremden Personen und wurden auch direkt nach Handynummern oder Nacktbildern gefragt.
Solche Cybergrooming-Fälle lassen sich bei immer jüngeren Kindern schon beobachten. Bereits im zweiten Schuljahr werden Kinder von Fremden angesprochen. Diese versuchen eine Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen, um diese zu einem späteren Zeitpunkt zu missbrauchen.
Nur auf Social Media?
Wenn ich meinem Kind TikTok verbiete, sollte das Problem doch gelöst sein…
Leider ist das nicht so. Täter*innen sind auf den unterschiedlichsten Plattformen aktiv. Dazu gehören auch vermeintliche Kinderspiele wie Roblox oder BrawlStars, Gaming-Plattformen, Chat-Dienste, Snapchat oder auch Anwendungen wie Quizduell. Auf allen Apps, die Kinder benutzen, tummeln sich auch Cybergrooming-Täter*innen. Diese suchen sich immer neue Wege und Plattformen, um an Kinder und Jugendliche heranzukommen. Dabei mangelt es ihnen nicht an Ideenreichtum und Kreativität.
Das passiert mir nicht… oder doch?
Täter*innen sind raffiniert. Sie wissen, dass sie nicht zu schnell vorgehen dürfen. Sie nutzen die Zeit, bauen eine Beziehung auf und beginnen irgendwann damit, einen Keil zwischen Eltern und Kinder zu treiben.
Es ist gefährlich, da Eltern wie Kinder davon ausgehen, dass Cybergrooming-Fälle immer nur anderen passieren können. Viele glauben auch, sie würden dann schon merken, dass man es hier mit möglichen Täter*innen zu tun hat. Was viele nicht wissen: Kriminelle in diesem Bereich sind sehr clever und oft ist man plötzlich mit einer Erpressung konfrontiert. Wer erpresst wird, ist nicht mehr frei in seinen Entscheidungen. So kommt es vor, dass Kinder und Jugendliche mit ihren Problemen viel zu spät zu Eltern oder Lehrpersonen gehen.
Ich erkenne den Unterschied?
Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele das Gefühl haben, sie würden Täter und Täterinnen erkennen. Aber das ist heutzutage nicht mehr so einfach. Nicht nur über KI-Profile, sondern auch durch eine effektive Verjüngung der Täter*innen ist es immer schwieriger festzustellen, ob man es mit vertrauenswürdigen Personen zu tun hat oder nicht.
Ich weiss, wo du wohnst.
Viele Kinder benutzen für alle Plattformen die gleichen Nicknames. Das macht es den Täter*innen im Netz sehr einfach Kinder und Jugendliche über mehrere Plattformen zu tracken und herauszufinden, wo sie wohnen. Ein klassisches Beispiel: Ein Kind lernt jemanden auf Roblox kennen, der/die Täter*in findet das Kind über Snapchat mit dem gleichen Namen und weiss nun, wo es gerade ist.[1] Doch auch auf anderen Wegen ist es keine Hexerei für Cybergrooming-Täter*innen an Informationen über ihre Opfer zu kommen. Sie finden über die gleichen Nicknames viele Accounts auf unterschiedlichen Plattformen, sehen so zum Beispiel, dass das Kind im Fussball Verein ist, finden auf einer anderen Plattform heraus in welcher Stadt das Kind wohnt, finden Fotos mit Namenslisten vom Verein, sehen auf einer anderen Anwendung in welcher Strasse das Kind wohnt und so weiter.
Alles nur Porno?
Längst geht es den Täter*innen von Cybergrooming nicht nur um Pornografie. Nicht immer steht eine Entführung oder das Erlangen von pornografischen Aufnahmen im Vordergrund. Manchmal geht es einfach um die Erpressung von Geld oder die Erpressung von Informationen. So verschieden die Täter*innen im Netz sind, so verschieden sind auch ihre Ziele und Motive. Deshalb reicht es nicht mehr, die Kinder nur zu warnen keine Bilder von sich zu verschicken.
Woran erkenne ich Cybergrooming?
Cybergrooming zu erkennen ist nicht immer so einfach. Trotzdem gibt es Red Flags, bei denen Vorsicht geboten ist. Es ist wichtig Kindern und Jugendlichen diese Warnsignale zu vermitteln und mit ihnen über das Thema Cybergrooming zu sprechen. Dabei sind diese Punkte besonders wichtig:
Wie soll ich mich verhalten?
Wenn Kinder und Jugendlichen mit einem Cybergrooming-Fall oder auch nur einem Verdacht zu ihnen kommen, dann ist es wichtig ruhig zu bleiben. Oftmals haben Kinder und Jugendliche grosse Angst vor Bestrafungen, Schimpfis oder Handy-Verbot. Da ist es umso wichtiger, dass ihre Kinder wissen, dass sie gerade mit solchen Themen immer zu ihnen kommen können und bei solch wichtigen Themen keine Konsequenzen zu befürchten haben. Für Eltern ist es nicht immer einfach über Cybergrooming zu sprechen. Dennoch möchten wir sie dazu ermutigen mit ihren Kindern das Thema anzugehen und ein offenes Ohr zu haben, ohne zu schimpfen, wenn mal was schiefläuft.
Zögern sie nicht sich Hilfe zu holen, wenn ein Cybergrooming-Fall vorliegt oder sie einen vermuten. Melden sie sich bei der Schulsozialarbeit, bei einer psychologischen Beratung, bei der Kantonspolizei oder auch bei Fachstellen wie zischtig.ch.
[1] Vorausgesetzt die Snapmap ist nicht geschützt. Sie können das mit Ihrem Kind so einstellen, das niemand den Standort sehen kann.