Der Socialmedia-Dienst bringt Ihnen ein neues Erlebnis und Gesprächsstoff für Familie und mit Freunden. 

Eigentlich kenne ich meinen Sohn ohne Brille. Doch auf Arbeit, vor dem Computer trägt er eine. Natürlich habe ich das mal mitbekommen. Aber so richtig bewusst geworden ist mir dies erst mit BeReal. Da sehe ich ihn fast jeden Tag „im Büro“. Wir sind eben beide bei BeReal. Und das führt dazu, dass wir den je anderen Alltag etwas realer wahrnehmen. 

Wie es funktioniert?

BeReal ist eigentlich eine unspektakuläre App, die vorwiegend in Europa genutzt wird. Google Play vermeldet gerade mal 10 Millionen Downloads. Doch bei Jugendlichen in der Schweiz läuft die App erstaunlich gut. In einzelnen Regionen sogar sensationell. 

Wer sich mit der App bei BeReal registriert, verbindet sich in der Regel mit seinen bestehenden Kontakten. Freunde aus der Schule, aus dem Verein oder von der Arbeit. Danach werden Sie einmal pro Tag aufgefordert, innert zwei Minuten ein Foto zu machen und dieses zu posten. Zwei Dinge sind speziell: 

  • Der Zeitpunkt für diesen Aufruf wird zufällig festgesetzt. Es kann sein, dass einen die Einladung zum Foto im Zug erreicht, beim Kochen oder eben auch bei der Arbeit. Da doch viele innerhalb der ersten zwei Minuten ein Bild erstellen, erhalten die Freunde Einblick in einen „ungestellten“ Alltag. Weitere Bilder kann ich an diesem Tag nicht hochladen.
  • Bei BeReal wird nicht nur mit der Frontkamera eine Aufnahme gemacht. Die Selfie-Kamera wird ebenfalls ausgelöst. So zeigen wir uns „im Moment“. Manchmal ungekämmt, ungeschminkt oder auch mal verschwitzt. Auch diese Aufnahmen sind erfrischend anders. 

Natürlich müssen Sie selbst einen Post machen, damit Sie die Beiträge der anderen sehen können. 

Filter und Effekte? Diskussionen!

Konsequenterweise bietet die App keine Filter, Linsen oder Effekte an. Verbunden mit den Aufnahmen aus dem Alltag – statt den Ferien – entsteht eher ein Eindruck von Nähe. Da sind keine Strände zu sehen. Eher ein Schulweg. „Musst du wirklich mit dem Bus zur Schule?“ „Ich habe gar nicht gewusst, dass ihr eine Katze habt!“ Tatsächlich führt dies eher zu Rückfragen, Feststellungen und Diskussionen. 

BeRal können Sie aber auch für generellere Diskussionen über Socialmedia nutzen. Die Unterschiede zu TikTok, Instagram oder Snapchat sind tatsächlich enorm. Keine Hochglanz-Posts. Keine krassen Videos. Weniger gestylte Menschen. Neues Selbstbild? Positiveres Selbstbild?

Das liebt die Jugend?

Vielleicht ist es eben diese Andersartigkeit, welche die Jugendlichen anspricht. Sicher ist aber, dass Jungen und Mädchen hier sehen, was ihre Freunde machen. Solches ist bei anderen Netzwerken zugunsten der, per Algorithmus geförderten, Posts in den Hintergrund getreten. 

Und natürlich: Die Jugendlichen haben rausgefunden, dass man auch einen Late-Real posten kann. Das gibt die Möglichkeit, eine günstigere Situation abzuwarten. Die Bilder werden erst im eigenen Zimmer gemacht. Oder dann, wenn man mit der Clique zusammen ist. Nicht mehr ganz so Real, aber immer noch näher am gefühlten Alltag. 

Und sonst?

Drei Dinge sind noch zu erwähnen: 

  • Natürlich kann man auf BeReal auch miteinander chatten. Man kann einander auch Realmojis hinterlassen. Das heisst, dass man mit eigenen Grimassen einen Emoji nachbilden und hinterlegen kann. 
  • Auf BeReal kann man natürlich auch seinen Standort kommunizieren. 
  • Zuweilen wird befürchtet, den Jugendlichen würde diese App zusätzlichen Stress bringen, als müssten sie nun den ganzen Tag warten, bis sich die App meldet. Die Jugend nimmt’s gelassen.