Nach ask.fm und sarah.ah ist bei Kindern und Jugendlichen immer öfter die Verwendung von Tellonym zu beobachten. Wer ein Profil hat, kann mit der Bekanntgabe des dazugehörigen Links andere dazu auffordern, anonyme Nachrichten zu hinterlassen. Die Jugend nutzt diese Anwendung gewohnt kreativ.

Das Prinzip ist simpel: Man lädt die App von Tellonym und registriert sich mit einem Nicknamen. Mit diesem hat man auch gleich eine „Adresse“ bei Tellonym: „tellonym.me/nickname“  Diese Adresse streut man im Freundeskreis. Allenfalls gibt man den Nicknamen sogar über das Instagram-Profil bekannt. Wählen Freunde oder Fremde den Link, so gelangen sie quasi auf die Seite der Benutzerin oder des Benutzers. Auf dieser Seite können sie nun anonym einen Kontakt hinterlassen. Der Nutzer oder die Nutzerin erhält nun auf der App einen „Tel.“ Als Nutzer oder Nutzerin kann ich den Tel mit einem Kommentar auch öffentlich machen. Er erscheint dann auf „meiner Seite“.

 

„Diss“

Tellonym wirbt damit, dass man sich anonym ehrliche Kommentare einholen kann. Es liegt in der Natur der Sache, dass Jugendliche solche Anwendungen auch für Hassbotschaften, „Diss“ ((Bei diesem Begriff geht es natürlich nicht um eine Dissertation. Es ist auf „das Dissen“ bezogen. Dieser Begriff bezeichnet den verbalen und oft abwertenden Kampf zwischen Jugendlichen.)) (vermeintliche Hassbotschaften) und Ähnliches verwenden weden. Die Anonymität wird dazu genutzt um Dampf abzulassen, die neuesten Schmähworte auszuprobieren oder wirklich jemanden zu beleidigen.

 

„Neugierde“

Zielgerichtete Gewalt ist zu verurteilen. Es ist jedoch festzustellen, dass Jugendliche mit diesem Phänomen der Anonymität auch gerne experimentieren. Neugierde spielt eine wichtige Rolle: „Was passiert, wenn ich meine Tellonymadresse veröffentliche?“ Man möchte eine Möglichkeit haben um zu lauschen. Jugendliche suchen den Kick, so wie wir das früher mit Zettelchen oder dem Flaschenspiel gemacht haben.

 

„Flirt“

Jugendliche sind in der Verwendung solcher Dienste äusserst kreativ. Einige haben uns verraten, dass sie Tellonym auch schon für einen ersten Flirt oder Liebescheck genutzt haben. Man kann den „X“ anonym fragen, ob er vielleicht auf die „Y“ stehe. Annäherung 2.0. wird immer populärer.

 

Verbieten?

Wie bei vielen anderen Social Media Anwendungen macht ein Verbot wenig Sinn. Wichtiger ist das offene Gespräch über die Möglichkeiten dieser App. Einmal mehr ist zu empfehlen, dass den Kindern für den Fall der Fälle ein unaufgeregter Umgang versprochen wird: „Wenn da was schief läuft, kannst du jederzeit zu mir kommen. Ich nehme dir auch das Handy nicht weg.“ Und weil es doch eskalieren kann: „Wenn es in der Klasse wegen Tellonym Konflikte gibt, dann müsst ihr unbedingt Hilfe holen. Das hat nichts mit Petzen zu tun.“

 

Werte entwickeln

Auch wenn solche Anwendungen und damit verbundene Probleme nerven können: Sie bieten immer wieder auch eine Chance für Gespräche zur Wertebildung. Es könnte darum gehen, mit dem Kind darüber zu sprechen, dass zielgerichtete Gewalt immer verurteilt und bekämpft werden soll.

 

PS: Tellonym publiziert auf den Eintragsseiten kräftig Werbung. Nicht immer kindsgerechte Werbung. Dagegen macht Tellonym bei den „Datenschutzbestimmungen“ relativ gut deutlich, wie und welche Daten gesammelt werden. Kurz: Der Browser wird fast umfänglich ausgelesen.