Müsste sich das Thema mit den „bösen Fremden im Netz“ nicht erledigt haben? Muss man die blöde Geschichte mit den Kettenbriefen noch erklären?
Zusammengefasst:
- Junge Eltern wurden bereits in ihrer eigenen Jugend vor Fremden im Netz und vor Kettenbriefen gewarnt. Die Themen sind nicht neu und können langweilen.
- Jedoch: Für die heutigen Kinder sind sie durchaus neu. Sie müssen den Umgang damit erst lernen. Und weil Kinder wie Kinder funktionieren, machen sie ähnliche Fehler wie die Menschen vor 15 oder 20 Jahren. Sie durchleben dieselben Ängste.
- Daher: Nach wie vor ist es wichtig, mit Kindern über die Herausforderungen und Probleme der Internet-Nutzung zu sprechen. Kinder bedürfen nach wie vor des Zuspruchs: „Wenn du irgendwo ein komisches Gefühl hast, dann sind wir für dich da.“
- Versetzen Sie sich in die Lage der Kinder und erzählen Sie von Ihren Erfahrungen. Die Schule kann Aufklärung nicht alleine leisten.
Es langweilt!
Bei Elternabenden ist immer wieder zu beobachten, wie bei Informationen zum Thema Momo, Killer-Clowns, Kettenbriefen oder Fremden im Netz die Energie absackt. Das will doch keiner mehr hören. Schliesslich haben die meisten der Anwesenden solche Phänomene bereits vor Jahren selbst erlebt. Das unbehagliche oder prickelnde Gefühl von einst ist längst gewichen. Es stellt sich vielleicht gar eine gewisse Abgeklärtheit ein. „Müssen wir uns wirklich noch mit solchen Themen herumschlagen?“
Kinderthemen!
Vor den Elternabenden wird oft mit den Kindern zum Thema Internetnutzung in der Freizeit gearbeitet. Am Beispiel der Kettenbriefe kann hier auch beobachtet werden, dass das Phänomen für Kinder eben doch bedrohlich sein kann. Schüler*innen berichten von Nachrichten mit unheimlichen Drohungen. Es muss auch nicht immer „Grusel-Goofy“ sein. Manchmal sind es einfach unheimliche Geschichten mit einer Handlungsaufforderung. Nach wie vor kursieren allerhand Kettenbriefe, die auch ungute Gefühle auslösen. Dass dies „funktioniert“, hängt stark damit zusammen, dass Primarschulkinder die transportierten Inhalte für möglich halten. Vereinfacht ausgedrückt, kann man sagen: So lange wie Harry Potter fasziniert, sind die Kinder empfänglich für Verunsicherungen dieser Art. Selbst wenn sie aufgeklärt wurden. Ein Sechstklässler meinte dazu: „Ich weiss schon, dass das alles fake ist. Aber in der Klasse meines Cousins hat Momo einen Schüler umgebracht.“
Alte Probleme für neue Generationen
Was wir Eltern für erledigt halten, ist für junge Handy- und Internet-Nutzerinnen eben noch neu. Primarschülerinnen berichten nach wie vor von Kostenfallen, in die sie getreten sind. Sie erzählen von Chats und Bildaustausch mit Fremden aus Game-Communities oder aus TikTok. Und so müssen auch diese neuen Generationen sorgfältig aufgeklärt und begleitet werden. Für uns Eltern kann das manchmal nerven. Es bleibt aber wichtig.
Tipps
Früher hiess es einfach: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über diese Risiken. Das ist grundsätzlich immer noch richtig. Unter Berücksichtigung der aktuellen Situation kann es helfen, folgendes zu bedenken:
- Das Gefühl der Langeweile bei solchen Themen ist nicht verwerflich. Trotzdem braucht das Kind unsere Aufmerksamkeit. Versetzen Sie sich in die Lage des Kindes. Da ist noch alles neu. Erinnern Sie sich, wie aufgeregt Sie beim ersten Handy noch waren. Erinnern Sie sich an die Magie des Momentes, wenn sich Fremde für einem interessierten. Wie es sich anfühlte, wenn man Morddrohungen per SMS erhielt.
- Kinder haben sehr viel Fantasie. Daher reicht eine einmalige Aufklärung nicht. Es bleibt uns Eltern wohl nichts anderes übrig, als geduldig immer wieder einmal über solche Themen zu sprechen.
- Gehen Sie mit Ihrem Kind auf www.mimikama.at. Auf dieser Seite wird sichtbar, wie viele Unwahrheiten, dumme Challenges und Drohungen im Netz und über Chat-Dienste verbreitet werden.
- Aufklärung alleine reicht nicht. Manchmal spielen Behauptungen von Kollegen und Kolleginnen eben eine wichtige Rolle. Ist das Kind nicht beruhigt, so muss in weiteren Gesprächen nachgefragt werden, wer was gesagt hat.